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Alkoholabhängigkeit bei Erwachsenen: Neue Ansätze in der Versorgung gefragt

AktivA-Symposium zum Weltdrogentag 2013

Berlin – Die Alkoholabhängigkeit bei Erwachsenen gehört zu den häufigsten Suchterkrankungen in Deutschland und gilt mit 1,3 Millionen Betroffenen als Volkskrankheit. Obwohl bereits 9,5 Millionen Menschen1 Alkohol in gesundheitlich riskanter Form konsumieren, ist die Alkoholabhängigkeit – eine Erkrankung des Zentralen Nervensystems – noch immer ein Tabuthema. An dem jährlichen AktivA-Symposium zum Weltdrogentag unter Leitung von Dr. Albrecht Kloepferi wurde deutlich: Nicht nur das deutsche Gesundheitswesen steht vor großen Herausforderungen, es ist auch kontinuierlicher Handlungsbedarf auf politischer Ebene erforderlich.

Unkomplizierte Strukturen, mehr Aufklärung

Mit der Nationalen Drogen- und Suchtstrategie 2012 hat die Bundesregierung zwar erste Ansätze geliefert das wachsende gesamtgesellschaftliche Problem Alkoholabhängigkeit anzugehen, doch stehen noch entscheidende Schritte aus. Karin Maag, MdB, Mitglied der CDU/CSU-Fraktion und des Ausschusses für Gesundheit im Deutschen Bundestag, betonte, dass mit einem Minimum an Verwaltungsaufwand flächendeckend Projekte und Versorgungsstrukturen gefördert werden müssten, die den Patienten und ihren Angehörigen direkt zugutekommen. „Denn die Versicherten sind unsere Auftraggeber“, so Maag. Zusätzlich müsse durch noch bessere Informationen über Alkohol und Alkoholgefahren mehr Aufmerksamkeit geschaffen werden.

Dr. Harald Terpe, MdB, Sprecher für Drogen und Suchtpolitik der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen sowie Obmann des Ausschusses für Gesundheit im Deutschen Bundestag, sieht die Hürden einer langfristigen Betreuung von Menschen mit Alkoholabhängigkeit jedoch nicht nur im schwierigen Schnittstellenmanagement der Versorgungssektoren. Ein grundsätzliches Problem bestehe auch darin, dass – wie z.B. beim Patientenrechtegesetz – die unterschiedlichen Stellen der Gesetzbücher für eine bestimmte Personengruppe zusammengefasst werden müssen.

Konkrete Gesundheitsziele gefragt

Der Vorstandsvorsitzende der KKH Kaufmännische Krankenkasse, Hannover, Ingo Kailuweit, definierte die wesentlichen Aufgaben der Prävention und der Früherkennung von riskantem Alkoholkonsum darin, die Verabschiedung von Gesetzen und den Einsatz finanzieller Ressourcen auf konkrete Gesundheitsziele auszurichten. Kailuweit begründete: „Gesundheitspolitik darf nicht genutzt werden, um Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik zu betreiben.“

Dass politisches Handeln Ziele braucht, um effektiv und effizient sein zu können, dafür steht auch der Kooperationsverbund zur Weiterentwicklung des nationalen Gesundheitszieleprozesses „gesundheitsziele.de“2. Dieser zeige aktuell Bestrebungen, das Thema „Alkoholkonsum reduzieren“ als nationales Gesundheitsziel aufzunehmen, betonte Prof. Dr. Ludwig Kraus, Wissenschaftlicher Leiter des IFT Institut für Therapieforschung, München.

Reduktion des Alkoholkonsums dringend geboten

Auch Prof. Dr. Falk Kiefer, stellvertretender Ärztlicher Direktor der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim und Professor für Suchtforschung an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wies darauf hin, dass in Deutschland „die Reduktion des Alkoholkonsums dringend geboten ist, denn die konsumierte Menge steht in einem Zusammenhang mit den auftretenden Folgeschäden“. 2004 starben von 100.000 in Deutschland lebenden 15- bis 64-jährigen Frauen rund 13,7 und 46,2 Männer vorzeitig an den Folgen ihres Alkoholkonsums. Jeder achte Todesfall bei Männern und mehr als jeder 14. Todesfall bei Frauen unter 65 ist Folge von Alkoholkonsum.3

Früherkennung in der Hausarztpraxis fördern

Dass auch in der Praxis angesetzt werden muss, machte Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes e. V., Berlin, deutlich. Es sei in Deutschland „nie ein Facharztwesen aufgebaut worden, mit dem die Hausärzte qualifiziert zusammenarbeiten können.“ Vielfach würden die betroffenen Patienten und ihre Angehörigen allein gelassen. Weigeldt appellierte, künftig einen größeren Schwerpunkt auf die Primärversorgung zu legen. Die Leistungserbringer sollten durch gezielte Schulungen in die Lage versetzt werden, zur Früherkennung von Alkoholproblemen bei Patienten auf Grundlage der bestehenden Hausarzt-Patienten-Bindung beizutragen. Eine konkrete Möglichkeit sehe er im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung „Gesundheits-Check-up 35+“.

Weitere Informationen unter www.aktiva-symposium.de

Quelle: AktivA – 3. Symposium für eine aktive Alkoholtherapie: „Alkoholabhängigkeit bei Erwachsenen – Zeit für neue Versorgungsziele?“, Mittwoch, 26. Juni 2013, Berlin

Über AktivA

„AktivA – Initiative für eine aktive Alkoholtherapie“ ist eine offene Plattform und ein Zusammenschluss engagierter Personen, Wissenschaftler, Organisationen und Unternehmen, die um die hohe Brisanz und Relevanz der Alkoholerkrankung bei Erwachsenen wissen, und die Herausforderungen sowie Probleme in der derzeitigen Alkoholtherapie kennen. Weitere Informationen unter www.aktiva-symposium.de

i Symposiumsleiter; Herausgeber des GesundheitsPolitischen Briefs; Leiter des Büros für gesundheitspolitische Kommunikation, Berlin

1 www.drogenbeauftragte.de/fileadmin/dateien-dba/Service/Publikationen/BMG_Drogen-_und_Suchtbericht_2013_WEB_Gesamt.pdf (Stand: Juli 2013).

2 www.gesundheitsziele.de (Stand: Juli 2013).

3 Rehm J et al. (Juni 2012). Alkoholkonsum, Alkoholabhängigkeit und Gesundheitsschäden in Deutschland. Szenarien eines verbesserten Zugangs zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit.