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Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin fordert Bedarfsplanung für eine bessere Versorgung von Schmerzpatienten
Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) fordert die Bedarfsplanung für eine bessere Versorgung von Schmerzpatienten, im Bild Dr. Johannes Horlemann (links), Präsident der DGS, und Dr. Michael A. Überall (rechts), Vizepräsident der DGS. Foto: Frank Nürnberger.

Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin fordert Bedarfsplanung für eine bessere Versorgung von Schmerzpatienten

PRESSEINFORMATION

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. (DGS), die führende Fachgesellschaft zur schmerzmedizinischen Versorgung in Deutschland, hat ihre politischen Forderungen zu einer Verbesserung der Versorgung von Schmerzpatienten erneuert. Ihre zentrale Forderung: Eine rechtssichere Bedarfsplanung in der Schmerzmedizin. Diese sei die Voraussetzung für eine flächendeckende schmerzmedizinische Versorgung in Deutschland, so die Vertreter der Fachgesellschaft bei ihrer Jahresauftakt-Pressekonferenz in Berlin. Verlässliche Daten als Basis für die Bedarfsplanung liefert die Fachgesellschaft mit dem DGS PraxisRegister Schmerz.

In Deutschland leiden aktuell rund 23 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen, und die Anzahl der Betroffenen steigt. Rund 1.200 ambulant tätige Schmerzmediziner versorgen diese Patienten. Allein für eine flächendeckende Versorgung der schwerstgradig Schmerzkranken (3,4 Mio. – Stand: 2019) wären aber mindestens 10.000 ausgebildete Schmerzmediziner nötig. Diesem Ungleichgewicht entgegenzuwirken, sieht die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin als eine ihrer Hauptaufgaben an. Auf ihrer Jahresauftakt- Pressekonferenz forderten die Vertreter der Gesellschaft daher die Gesundheitspolitik in Deutschland dazu auf, gemeinsam ganzheitliche und bedürfnisorientierte Strukturen in der Schmerzmedizin zu schaffen. Dazu gehöre insbesondere eine grundlegende Neuorientierung der Bedarfsplanung. „Eine rechtssichere Bedarfsplanung ist die Voraussetzung für eine flächendeckende schmerzmedizinische Versorgung in Deutschland“, sagte Dr. Johannes Horlemann, Präsident der DGS, in Berlin.

Kontinuität in der Versorgung

Da es aktuell weder eine geregelte Ausbildung noch eine Facharzt-Qualifikation für Schmerzmediziner gibt, wird das Fachgebiet auch in der Bedarfsplanung nicht berücksichtigt. So kann es passieren, dass bei einer Praxisübergabe z. B. eines Neurologen mit schmerzmedizinischer Spezialisierung eine weitere Anlaufstelle für Schmerzpatienten verloren geht, da bei der Auswahl des Nachfolgers ausschließlich das Fachgebiet, in diesem Fall die Neurologie, relevant ist. Damit ist auch die Kontinuität in der schmerzmedizinischen Behandlung der dort betreuten Patienten nicht gewährleistet.

PraxisRegister Schmerz sammelt Daten des Versorgungsalltags

Um u. a. auch bessere Voraussetzungen für die Bedarfsplanung zu schaffen, unterstützt die DGS seit 2014 das Versorgungsforschungsprojekt des PraxisRegisters Schmerz. Inzwischen wurden dort 260.013 Behandlungsfälle dokumentiert (Stand 31.12.2019). Allein im vergangenen Jahr sind 50.975 neue Behandlungsfälle hinzugekommen. Insgesamt umfasst das Register mittlerweile mehr als 1 Million Dokumentationen und wächst stetig weiter. Jeden Arbeitstag werden 160 bis 250 Fälle neu dokumentiert und evaluiert. Damit ermöglicht das PraxisRegister Schmerz – als weltweit größtes industrieunabhängig realisiertes Schmerzregister – neue Einblicke in die Regelversorgung von Schmerzpatienten in Deutschland. „Wir können nun endlich nicht nur versorgungsrelevante epidemiologische Fragestellungen beantworten und Schlussfolgerungen zu notwendigen Veränderungen in den Versorgungsstrukturen ziehen, sondern mit diesen Registerdaten auch dabei helfen, die Diskrepanz zwischen den Ergebnissen der nicht selten alltagsfernen wissenschaftlichen Forschung und dem Versorgungsalltag zu schließen“, sagte PD Dr. med. Michael A. Überall, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin.

Von den im PraxisRegister Schmerz erfassten Behandlungsfällen leiden mehr als die Hälfte der Patienten (50,9%) unter Rückenschmerzen, 16,8% unter Gelenkschmerzen und 9,3% unter Kopfschmerzen. Dabei gibt der Großteil der Patienten (57,8%) an, unter starken schmerzbedingten Funktionseinschränkungen (Grad IV nach von Korff) zu leiden. Bei den Pharmakotherapien stehen mit mehr als 300.000 Nennungen Nicht-Opioidanalgetika der WHO-Stufe 1 an erster Stelle. Dazu gehören vorwiegend nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR). Die Verordnung von Opioiden der WHO- Stufe 3 wurde rund 94.000-mal dokumentiert.

DGS engagiert sich für qualitätsgesicherte schmerzmedizinische Versorgung

Um außerdem die Qualität der Versorgung stetig zu verbessern, engagiert sich die Fachgesellschaft in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Ärzten, Physiotherapeuten, medizinischem Assistenzpersonal und Apothekern, also allen, die an der Versorgung von Schmerzpatienten beteiligt sind. Zu speziellen Fragestellungen veröffentlicht die Gesellschaft darüber hinaus PraxisLeitlinien, die Ärzten die Umsetzung qualitätsgesicherter schmerzmedizinischer Behandlungen erleichtern und gleichzeitig die Bewertungen von Patienten enthalten. Statt einer Standardisierung setzt die DGS auch hier auf eine Individualisierung zum Wohle jedes Einzelnen.

Chronifizierung verhindern

Insgesamt strebt die DGS zwar besonders eine bessere Versorgung schmerzkranker Menschen in Deutschland an, gleichzeitig möchte die Fachgesellschaft durch die Förderung intersektoraler, interdisziplinärer und multimodaler Therapieangebote sowie die Ausbildung des schmerzmedizinischen Nachwuchses aber auch dazu beitragen, die Chronifizierung von Schmerzen zu verhindern.

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) ist mit rund 4.000 Mitgliedern und 125 Schmerzzentren die führende Fachgesellschaft zur Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen. In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Schmerzliga e. V. ist es ihr vorrangiges Ziel, die Lebensqualität dieser Menschen zu verbessern – durch eine bessere Diagnostik und eine am Lebensalltag des Patienten orientierte Therapie. Dafür arbeiten die Mitglieder der DGS tagtäglich in ärztlichen Praxen, Kliniken, Schmerzzentren, Apotheken, physiotherapeutischen und psychotherapeutischen Einrichtungen interdisziplinär zusammen. Der von der DGS gestaltete jährlich stattfindende Deutsche Schmerz- und Palliativtag zählt seit 1989 auch international zu den wichtigen Fachveranstaltungen und Dialogforen. Aktuell versorgen gut 1.200 ambulant tätige Schmerzmediziner die zunehmende Zahl an Patienten. Für eine flächendeckende Versorgung der 3,4 Millionen schwerstgradig Schmerzkranken wären mindestens 10.000 ausgebildete Schmerzmediziner nötig. Um eine bessere Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen zu erreichen, fordert die DGS ganzheitliche und bedürfnisorientierte Strukturen – ambulant wie stationär – sowie eine grundlegende Neuorientierung der Bedarfsplanung.