Mehr Reichweite im Gesundheitsmarkt

Schließen

Registrierung

Melden Sie sich noch heute an, um gezielt und effektiv Ihre Nachrichten in der Gesundheitsbranche verbreiten zu können.

Kontoinformationen

Ansprechpartner:in

Adresse

Kontakt

Es wurde eine E-Mail zur Bestätigung an Sie gesendet. Nach der Bestätigung sind Sie erfolgreich registriert.


Deutscher Kongress für Versorgungsforschung 2022: Expert*innen sprechen sich für bessere Zusammenführung von klinischer Forschung und Versorgungsforschung aus

Pressemitteilung

Berlin – Anlässlich eines Pressegesprächs zum Beginn des Deutschen Kongresses für Versorgungsforschung (DKVF 2022) bemängelten Expert*innen, dass klinische Forschung und Versorgungsforschung derzeit oft zu wenig aufeinander bezogen sind. Vor allem im Zusammenhang mit medizinischen Innovationen, bei denen das verfügbare Wissen meist nur aus Zulassungsstudien zur Verfügung stehen, sei es wichtig, zu verstehen, ob sie für die Patient*innen im Versorgungsalltag wirksam und sicher sind. „Die Versorgungsforschung ermöglicht die Überprüfung einer Innovation unter Real-World-Bedingungen, z.B. anhand von Registerstudien. Idealerweise fließen diese Erkenntnisse in die klinische Forschung zurück, um den Therapieansatz zu optimieren“, kommentierte Prof. Dr. Peter Falkai, Kongresspräsident des DKVF 2022 und ergänzte: „Diese sogenannte reverse Translation findet derzeit leider selten statt.“

Die Notwendigkeit zur Überprüfung der Evidenz aus klinischen Studien betonte auch Prof. Dr. Christoph Correll, klinischer Forscher im Bereich der Psychopharmakologie und Keynote-Speaker auf dem DKVF. Zwar verlassen sich Wissenschaftler*innen bei der Validierung der Wirksamkeit einer Behandlung nicht auf einzelne Studien, sondern führen Metaanalysen und Netzwerk-Metaanalysen durch, in denen mehrere randomisiert-kontrollierte Studien, sogenannte RCTs, zusammengefasst werden. Allerdings sind z.B. Studien mit positiven Outcomes besser publizierbar und daher leichter für Metaanalysen zugänglich als Studien mit einem negativen Effekt. Dadurch kann ein verzerrtes Gesamtbild entstehen. „Darüber hinaus werden viele der Patient*innen, die im Versorgungsalltag häufig vorkommen – z.B. Menschen, die mehrere Medikamente einnehmen müssen, solche mit Komorbiditäten, Suizidalität oder Ältere – aus methodischen Gründen nicht in RCTs eingeschlossen. Außerdem fehlen häufig Informationen über Dosiseffekte und Patientengruppen, in denen die fragliche Behandlung mehr oder weniger Wirksamkeit oder Nebenwirkungen aufweist. Ferner ist die Studiendauer zumeist recht kurz“, so Correll. „Wir müssen die Möglichkeiten der Versorgungsforschung nutzen und sie den Ergebnissen von randomisiert generierten Daten komplementär zur Seite stellen, um die Generalisierbarkeit randomisierter Studiendaten zu prüfen.“

Das Instrumentarium der Versorgungsforschung zur Bewältigung dieser Aufgabe ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet das Deutsche Netzwerk Versorgungsforschung (DNVF). „In einer Ad-hoc-Kommission haben wir mittlerweile ein mehrteiliges Manual für die Nutzung versorgungsnaher Daten erarbeitet. Dabei zeigt sich: Eine qualitativ hochwertige Datenbasis setzt standardisierte Datensätze sowie gezielte Datenschutzkonzepte und die Verknüpfbarkeit von Datenquellen voraus“, sagte Prof. Dr. Monika Klinkhammer-Schalke, Vorstandsvorsitzende des DNVF. Damit Versorgungsdaten zur Verbesserung der Patientenversorgung genutzt werden können, sollten alle relevanten Stakeholder im Gesundheitswesen eng miteinander zusammenarbeiten, so die Expertin.

Dabei müssen auch die Betroffenen selbst einbezogen werden. „Mittlerweile ist der Input der Patient*innen in den verschiedenen Phasen eines Forschungsprojekts immer häufiger gefragt“, berichtete PD Dr. Anna Levke Brütt, Sprecherin der Arbeitsgruppe Partizipative Versorgungsforschung des DNVF. Allerdings seien einige Fragen noch unklar: Wer sollte beteiligt werden? Mit welchen Methoden? Und was ist die Wirkung? Beim World Café im Rahmen des DKVF-Patient*innentags diskutieren Versorgungsforschende mit Betroffenen, Angehörigen, und Mitgliedern der Selbsthilfe, wie partizipatorische Forschung stärker in der Versorgungsforschung verankert werden kann.

Der 21. Deutsche Kongress für Versorgungsforschung (DKVF) 2022

Der DKVF 2022 greift die jüngsten Entwicklungen in der Versorgungsforschung auf und findet vom 5. bis 7. Oktober 2022 in Potsdam statt. Die Veranstaltung wendet sich unter dem Motto „Versorgungsforschung − Nutzen für die klinische Praxis“ an Ärzt*innen, Forschende, Vertreter*innen aus Krankenkassen, Verbänden, der Gesundheitspolitik sowie an interessierte Betroffene und Selbsthilfeorganisationen. Die wissenschaftliche Leitung des Kongresses hat das Deutsche Netzwerk Versorgungsforschung e. V. Mehr Informationen unter www.dkvf.de und www.dnvf.de.

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung

Der gemeinnützige Verein „Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e.V.“ (DNVF) wurde 2006 in Berlin gegründet. Das DNVF steht als interdisziplinäres Netzwerk allen Institutionen und Arbeitsgruppen offen, die mit der Sicherung der Gesundheits- und Krankenversorgung unter wissenschaftlichen, praktischen oder gesundheitspolitischen Gesichtspunkten befasst sind. Das DNVF hat es sich zum Ziel gesetzt, die an der Versorgungsforschung im Gesundheitswesen beteiligten Wissenschaftler*innen zu vernetzen, Wissenschaft und Versorgungspraxis zusammenzuführen sowie die Versorgungsforschung insgesamt zu unterstützen und voranzubringen. Darüber hinaus fördert das DNVF den wissenschaftlichen Nachwuchs, beispielsweise durch die Bildung interdisziplinärer Arbeitsgruppen zu fächerübergreifenden Themen der Versorgungsforschung. www.dnvf.de