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Die Polizei löst keine Drogenprobleme

Pressemitteilung

Berlin – BKA-Bericht zur Rauschgiftkriminalität stellt polizeiliche Aktivitäten in den Vordergrund. Was Schäden durch Drogenkonsum stattdessen nachhaltig reduzieren könnte, zeigen Fachverbände in einer neuen Handreichung für die Politik: „Eine moderne Drogenpolitik nützt allen“

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung und das Bundeskriminalamt haben heute mit einer Pressekonferenz in Wiesbaden ihren Bericht zur „Rauschgiftlage“ vorgestellt.

Dazu erklärt Prof. Dr. Heino Stöver, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes akzept e.V.:

„Bei allem Respekt für Polizeiarbeit: Drogenprobleme löst man nicht mit strafrechtlicher Verfolgung von Konsumierenden. Der fortgesetzte Anstieg der Delikte spiegelt einen teuren Kampf gegen Windmühlen, der Unsummen verschlingt, ohne das Problem zu lösen: Illegale Substanzen sind heute so leicht und billig zu bekommen wie nie. Es ist Zeit für neue, wissenschaftlich abgesicherte Wege.“

Lösungen für Individuen und die Gesellschaft

Wie individuelle und gesellschaftliche Schäden durch Drogen sich eindämmen ließen, skizzieren Fach- und Selbstorganisationen in einer neuen Handreichung für die Politik. Titel: „Eine moderne Drogenpolitik nützt allen“. akzept, die Deutsche AIDS-Hilfe und JES beschreiben in der Broschüre kurz und prägnant evaluierte Strategien und Best-Practice Beispiele aus anderen Ländern. Das thematische Spektrum reicht von Alkohol und Tabak über „Partydrogen“ bis Heroin.

Winfried Holz, Mitglied im Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe betont:

„Wir können mehr Leben retten, die Gesundheit von Drogen Konsumierenden besser schützen und viele Menschen davor bewahren, abhängig zu werden. Zugleich können wir Folgeschäden des Drogenkonsums für die Gesellschaft erheblich reduzieren. Die Erfolge moderner drogenpolitischer Interventionen sind eindeutig. Es gibt keine Rechtfertigung mehr, einfach weiterzumachen wie bisher.“

Marco Jesse vom Vorstand des Selbsthilfe-Netzwerkes JES erklärt:

„Wer Schäden durch Drogen begrenzen will, muss zunächst akzeptieren, dass manche Menschen Drogen konsumieren. Sie brauchen Unterstützung, um ihre Gesundheit zu erhalten. Damit wird nicht Drogenkonsum gefördert, sondern Gesundheit. Die massenhafte Strafverfolgung von Konsumierenden verschärft gesundheitliche Probleme und schneidet Menschen von Prävention und Beratung ab.“

Repression ist erfolglos und teuer

Der Versuch, Drogen durch Repression in den Griff zu bekommen, gilt mittlerweile international in Fachkreisen als gescheitert. Er marginalisiert nicht nur Konsumierende, sondern führt auch zu Schwarzmärkten und verunreinigten Substanzen. Er fördert kriminelle Strukturen statt sie zu zerschlagen. Zugleich verschlingt der Kampf in Polizei, Justiz und Gesundheitssystem enorme Ressourcen, die sich effektiver einsetzen ließen.

Erprobte Maßnahmen, gute Beispiele

Die Broschüre „Eine moderne Drogenpolitik nützt allen“ gibt Impulse, um Kontrolle zu gewinnen. Aus dem Inhalt:

  • BtMG auf den Prüfstand: Das Gesetz verfehlt seinen Zweck, Individuen und Gesellschaft vor Schaden zu bewahren – eine Reform ist überfällig
  • Keine Werbung für Tabak und Alkohol: Beim Konsum der Volksdrogen ist Deutschland Spitzenreiter, bei den Gegenmaßnahmen Entwicklungsland
  • Ein Nasenspray, das Leben rettet: Ein Notfallmedikament könnte die Zahl der Drogentoten drastisch senken
  • Raum für Sicherheit: Drogenkonsumräume retten Leben, verhindern HIV- und Hepatitis-Infektionen und beruhigen Wohnumfelder
  • Sicher durch die Nacht: Im Nachtleben konsumieren nicht nur viele junge Menschen zeitweilig Drogen. „Safer Nightlife“ schützt sie vor Abhängigkeit und Gesundheitsschäden.

In Deutschland sterben jedes Jahr rund 1.300 Menschen an den Folgen des Konsums illegaler Substanzen. Hinzu kommen rund 75.000 Tote durch Alkohol mehr als 120.000 durch Tabakkonsum.

Der Konsum zahlreicher Substanzen, zum Beispiel Cannabis und Crystal Meth, hat in den letzten Jahren zugenommen.

Bestellung / Download der Handreichung

Cover der Handreichung als Pressebild (Credit: Deutsche AIDS-Hilfe)

Keine Entwarnung bei Drogentodesfällen (Pressemitteilung vom 16.6.2018)