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Erneuter Anstieg der SARS-CoV-2-PCR-Testzahlen: Fachärztliche Labore bewältigen die Ausweitung der Teststrategie bei unvermindert sehr hoher Testkapazität

Pressemitteilung

Berlin, 07. Juli 2020 – Datenauswertung des ALM e.V. geht weiter: Zahlen zur SARS-CoV-2-Testung der Labore in der KW 27.

Vor allem aufgrund lokaler Hotspots wie in Berlin, Gütersloh, Warendorf sowie Göttingen bleibt die Zahl der PCR-Tests in der KW 27 weiterhin hoch und erreicht mit 445.989 SARS-CoV-2-PCR-Tests sogar einen neuen Höchststand (+10 Prozent). Laut der ALM-Datenerhebung von 138 bundesweit teilnehmenden Laboren sank die Zahl der positiven Ergebnisse auf 2.541 (-21 Prozent). „Es ist gut und richtig, breit und umfassend nach der Strategie „testen, testen, testen … aber gezielt“ der Bevölkerung einen niedrigschwelligen Zugang zur SARS-CoV-2-Diagnostik zu ermöglichen“, sagt Dr. Michael Müller. „Das verleiht den Betroffenen Sicherheit, denn zu jeder Zeit kann anlassbezogen auf das Virus untersucht werden.“ Doch der 1. Vorsitzende der Akkreditierten Labore in der Medizin – ALM e.V. mahnt zugleich: „Die Tests, wie in Bayern geplant, für alle Bürgerinnen und Bürger einfach so ohne Anlass freizugeben, ist weder medizinisch angemessen noch epidemiologisch effektiv, sondern letztlich eine nicht notwendige Verschwendung von Finanzmitteln.“ Der Facharzt für Laboratoriumsmedizin warnt: „Wir haben immer auch die begrenzten Ressourcen unseres Gesundheitssystems im Blick zu behalten!“

Rund 940.000 Tests pro Woche stehen aktuell für eine qualitätsgesicherte und umfassende Covid-19-PCR-Diagnostik zur Verfügung – noch immer mehr als doppelt so viel wie der aktuelle Bedarf. Die fachärztlichen Labore halten also weiterhin deutlich mehr als ausreichende Kapazitäten für einen Anstieg des Bedarfs an PCR-Tests, zum Beispiel aufgrund regionaler Ausbrüche, vor. „Dazu ist es auch notwendig, dass wir insgesamt alle anfallenden Kosten angemessen erstattet bekommen“, appelliert Dr. Müller an Politik und Selbstverwaltung. „Einseitige Wünsche der GKV nach drastischen Abwertungen sind angesichts der Wichtigkeit der Eindämmung der Pandemie, die auch wegen der stets verfügbaren hohen PCR-Testkapazität so erfolgreich ist, das falsche Signal.“

Einen neuerlichen Appell richtet auch Prof. Jan Kramer an die Verantwortlichen im Gesundheitswesen und in den Unternehmen, die gern „Jedermann“ testen möchten: „Auch wenn es verständlich ist, dass Unternehmen aus genereller Sorge vor einer Infektion im eigenen Betrieb nun das Durchtesten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Blick nehmen: Ein PCR-Test, der bei asymptomatischen Personen ohne Anlass eingesetzt wird, birgt immer die Gefahr, dass das Ergebnis falsch interpretiert wird. Denn solche Reihentests bleiben auch immer nur eine Momentaufnahme“, warnt der Internist und Facharzt für Laboratoriumsmedizin. „Die Notwendigkeit von Abstandsregeln, dem Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung in besonderen Situationen und der persönlichen Hand- und Hustenhygiene ändern sich dadurch nicht.“

Auch der Frage, ob bei groß angelegten Testungen nicht auch das „Pooling“ genutzt werden könne, hält Prof. Jan Kramer entgegen, dass dies nicht in allen Fällen medizinisch oder ökonomisch sinnvoll sei: „Wir halten an der flächendeckenden und wohnortnahen Verfügbarkeit der PCR-Tests fest. Die Einzeltestung ist insbesondere in Bereichen mit unklarer Häufung von Infizierten die sicherste Vorgehensweise. Ohne Zeitverzug verschafft sie außerdem den Betroffenen die notwendige Klarheit. Das Gruppentesten, wie man Pooling auch nennt, ist bei wissenschaftlichen Fragestellungen eine Möglichkeit. Als Fachärzte im Labor ist es unsere Pflicht, die Bürgerinnen und Bürger gut und angemessen zu versorgen“, erklärt der Vorstand im ALM e.V. und Sprecher der AG Versorgungsforschung des Berufsverbandes.

Auch, wenn während der Ferienzeit nun für viele Bürger*innen des Landes ein wenig Entspannung eintritt: Die Situation in den fachärztlichen Laboren bleibt weiterhin angespannt: Noch ist nicht klar, in welcher Höhe am Ende die Kosten für die SARS-CoV-2-PCR-Tests erstattet werden. Und auch wie und welcher Weise sich das Testgeschehen in den kommenden Wochen entwickelt, ist noch offen. „Es ist für uns also keine Zeit, auszuruhen“, sagt Dr. Michael Müller.

Hinweis: Auf unserer Homepage www.alm-ev.de finden Sie einen umfassenden Katalog an Fragen und den dazugehörigen Antworten. Diesen aktualisieren wir regelmäßig. Sollten Sie darüber hinaus noch weitere Fragen haben, freuen wir uns über Ihre schriftliche Anfrage an c.wanke@alm-ev.de.

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die hier ermittelten Daten mit weiteren Daten am RKI zusammengeführt werden. Die daraus entstehenden Daten stellen das Gesamtbild über das Testgeschehen in Deutschland dar. Eine anderweitige Nutzung der Daten darf nur mit Hinweis auf die Erhebung des ALM e.V. als Quelle erfolgen.

Weitere Infos zum SARS-CoV-2 Virus und zu Covid-19 und zur aktuellen Lage finden Sie unter www.rki.de / www.bmg.bund.de / www.kbv.de

Über die Akkreditierten Labore in der Medizin – ALM e.V.
ALM e.V. ist der Berufsverband der Akkreditierten Medizinischen Labore (ALM) in Deutschland. Der Verband vertritt derzeit über 200 medizinische Labore mit 900 Fachärzten, rund 500 Naturwissenschaftlern und etwa 25.000 qualifizierten Mitarbeitern. Der Zweck des Vereins ist die Förderung und Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen labormedizinischen Patientenversorgung in Deutschland. Die Mitglieder des Verbandes sichern eine flächendeckende Patientenversorgung, auch in strukturschwachen Gebieten. Die Mitgliedslabore sind nach der höchsten Qualitätsnorm für medizinische Laboratorien (DIN ISO EN 15189) akkreditiert und erfüllen uneingeschränkt die Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung labormedizinischer Untersuchungen (RiliBÄK). Die Aus- und Weiterbildung des ärztlichen und technischen Personals
ist ein wesentlicher Aspekt ihrer täglichen Arbeit, um langfristig die zuverlässige Versorgung von Millionen von Patienten sicherstellen zu können. Der Verein strebt eine kollegiale Zusammenarbeit mit der gemeinsamen Selbstverwaltung, den medizinischen Fachgesellschaften, Berufsverbänden und Vereinen an, um gemeinschaftlich die Zukunft der Labore in der medizinischen Diagnostik in Deutschland zu gestalten.