- G-BA-Vorsitzender Josef Hecken kündigt Einleitung weiterer Verfahren zur Substitution von Biopharmazeutika an.
- AG Pro Biosimilars warnt vor Destabilisierung der Versorgungssicherheit durch „Hauptsache-billig“-Prinzip.
- Geopolitische Spannungen erfordern mehr denn je eine stabile Arzneimittelversorgung mit starkem Standort Europa.
Im Rahmen einer Tagung des FORUM-Instituts hat der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), Josef Hecken, angekündigt, weitere Verfahren zur Einführung der automatischen Substitution von hochkomplexen Biopharmazeutika zu eröffnen. Die AG Pro Biosimilars hält diesen Schritt für brandgefährlich, weil damit der Generika-Fehler wiederholt wird.
Die automatische Substitution wird einzig eingeführt, um den Krankenkassen exklusive Ausschreibungen zu ermöglichen. Bei den Generika hat dieser Schritt bereits vor Jahren das “Hauptsache-billig-Prinzip” etabliert – mit der Folge, dass es immer häufiger zu Versorgungsengpässen kommt. Eine ähnliche Entwicklung ist nun auch im Bereich der Biosimilars abzusehen, die gegen Krankheiten wie Krebs, Rheuma und Morbus Crohn eingesetzt werden.
Gerade in Zeiten zunehmender geopolitischer Spannungen und wachsender Abhängigkeiten ist eine stabile Arzneimittelversorgung mit einem starken Standort Europa wichtiger denn je. Eine Destabilisierung in diesem sensiblen Versorgungsbereich konterkariert alle politischen Bemühungen um mehr Versorgungssicherheit.
„Dieser Schritt wird massive Folgen für die Versorgung haben, denn er lässt Engpässe bei Biosimilars befürchten“, sagt Walter Röhrer, Vorsitzender der AG Pro Biosimilars. „Die Politik darf nicht zulassen, dass die Selbstverwaltung vorprescht und Entscheidungen fällt, die ihren eigenen Bestrebungen zuwiderlaufen. Der Wunsch nach kurzfristigen Einsparungen hat bei Generika zu kurzsichtigen Entscheidungen geführt. Diese haben die Versorgungssicherheit geschwächt.
Jetzt hat Ministerin Warken die Stabilisierung der Arzneimittelversorgung als eines ihrer Ziele definiert. Auch die im Koalitionsvertrag angekündigte Fortsetzung von Pharmadialog und Pharmastrategie führen in diese Richtung. Daher geht es hier um die politische Glaubwürdigkeit dieser Koalition.“
Die AG Pro Biosimilars fordert die Politik auf, bei dieser entscheidenden Frage das Primat der Versorgungssicherheit nicht nervösen Sparbeschlüssen zu opfern. Jetzt gilt es, zunächst den zugesagten gemeinsamen Dialog unter Einbeziehung aller relevanten Akteure zu führen.
Einen umfassenden Überblick über die Risiken der automatischen Substitution von Biopharmazeutika finden Sie hier.