Viele Ärzte leiden unter Druck, Stress und fehlender Freizeit – wer dennoch eher zufrieden ist und wer nicht
München: Der neue Report von Medscape zeigt, was Ärztinnen und Ärzte in Deutschland wirklich bewegt – privat und im Job. Fast 27% der Befragten fühlen sich phasenweise ausgebrannt, 5% zeigen Symptome einer Depression, 12% sogar beides. Vor allem Jüngere und Klinikpersonal berichten von psychischen Problemen. 72% der Betroffenen machen dafür vor allem die hohe Arbeitsbelastung im Beruf verantwortlich. Trotz hoher beruflicher Anforderungen fühlen sich 64% der Ärztinnen und Ärzte (eher) glücklich mit ihrem Leben außerhalb des Berufs. Wie Medizinerinnen und Medizinern den täglichen Spagat zwischen beruflichem Druck und persönlicher Zufriedenheit meistern, dem Stress also erfolgreich gegensteuern, beschreibt die aktuelle Medscape-Umfrage.
Der ärztliche Alltag hinterlässt Spuren: Neben Burnout-Risiko und geringer Freizeit klagen viele Ärztinnen und Ärzte über mangelnde soziale Nähe. Laut Medscape-Report nennen 54% der Befragten fehlende Zeit als Hauptgrund, warum Freundschaften zu kurz kommen – bei den unter 45-Jährigen sind es sogar 65%. Zudem sagen 47% der Befragten, dass sie ihre Urlaubstage nicht in dem Umfang nehmen können, wie sie es zur Erholung benötigen. Besonders gravierend zeigt sich dies im Klinikalltag.
Und doch ist ein Großteil der Befragten mit dem Job selbst (eher) zufrieden (62%) – vor allem in der ambulanten Versorgung: Rund zwei Drittel der Praxisärztinnen und -ärzte berichten von beruflicher Zufriedenheit, im Krankenhaus sind es dagegen lediglich 55%. Auch für das Privatleben fallen die Bewertungen überwiegend positiv aus: So bezeichneten sich 16% der Befragten als „sehr glücklich“ und beinahe die Hälfte als „eher glücklich“.
Dabei zählen zu den wichtigsten Ressourcen für die Erholung Familie und Freundeskreis (67%) sowie Hobbys (66%). Auch Sport (63%) und ausreichend Schlaf (65%) spielen eine zentrale Rolle. Besonders beliebte Hobbys von Ärzten sind Lesen (64%), Fernsehen (48%), Gartenarbeit (44%) und Kochen (42%). Frauen greifen dabei häufiger zum Buch (71% vs. 58%) und achten stärker auf gesunde Ernährung (60% vs. 48%).
Psychische Belastung und soziale Isolation – Jüngere Ärztinnen und Ärzte sowie Klinikpersonal besonders gefährdet
Auch wenn die Bewertungen zu beruflicher Zufriedenheit und Glück außerhalb des beruflichen Umfelds positiv ausfallen, die Ergebnisse des Reports machen deutlich: Ärztinnen und Ärzte sehen ihre psychische Gesundheit zunehmend durch die beruflichen Anforderungen gefährdet – insbesondere jüngere Kolleginnen und Kollegen sowie in der Klinik tätige Mediziner und Medizinerinnen.
Diese emotionale Beanspruchung hat klare Folgen: Zwei Drittel der Befragten berichten, dass ihr Beruf das Privatleben belastet – bei Ärztinnen und Ärzten unter 45 Jahren sind es sogar 71%. Auch soziale Nähe leidet darunter. 54% sagen, dass sie zu wenig Zeit für Freundschaften haben – bei Jüngeren 65%, im Klinikbereich 59%. Rund 23% empfinden soziale Kontakte zudem als zusätzliche Belastung – bei Befragten mit psychischen Symptomen sogar 44%.
Was hilft – und was fehlt: Bewegung, Schlaf und Erholung
Bewegung spielt bei der Stressbewältigung für Ärztinnen und Ärzte eine große Rolle. Immerhin 39% der Befragten schaffen es, zwei bis dreimal pro Woche Sport zu treiben. Auch Pausen im Arbeitsalltag sind rar: Nur knapp die Hälfte der Befragten plant regelmäßig Auszeiten ein. Jüngeren Ärztinnen und Ärzten gelingt das noch seltener. Zudem versuchen 65% aktiv, mehr Schlaf zu bekommen.
Urlaub – Zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Erholungsphasen durch Urlaub sind ein zentraler Faktor für psychische Stabilität. 51% der Ärztinnen und Ärzte nehmen im Jahr fünf bis sechs Wochen Urlaub, weitere 16% schaffen mehr als sechs Wochen. Doch gerade bei unter 45-Jährigen ist das schwieriger: Nur 47% von ihnen kommen auf fünf Wochen oder mehr, während es bei den Älteren 67% sind. In Kliniken fühlen sich viele eingeschränkt: 52% geben an, ihre Erholungszeiten nicht wie benötigt planen zu können. In Praxen liegt dieser Anteil bei 42%. Dabei ist Urlaub für 88% der Befragten ein entscheidender Baustein ihres seelischen Gleichgewichts – bei den Jüngeren halten ihn sogar 69% für „sehr wichtig“.
Was sich Ärztinnen und Ärzte (wirklich) wünschen
Die hohe Arbeitsbelastung spiegelt sich auch in den konkreten Wünschen der Befragten wider. 54% möchten mehr Zeit für sich selbst, 53% mehr Bewegung, 45% streben nach mehr Achtsamkeit im Alltag. Jüngere Ärztinnen und Ärzte nennen diese Bedürfnisse häufiger als ältere. Trotz hoher beruflicher Ansprüche ist der Wunsch nach einem gesünderen Lebensstil bei vielen vorhanden – doch oft scheitert die Umsetzung an mangelnden Strukturen oder Zeit.
„Ärztinnen und Ärzte stemmen eine enorme Last – und doch gelingt es vielen, privat Glück und Zufriedenheit zu empfinden und zumindest etwas Zeit für Hobbys zu finden. Das zeigt, wie entscheidend soziale Beziehungen, Hobbys und genügend Urlaub für die seelische Gesundheit sind,“ sagt Claudia Gottschling, Chefredakteurin von Medscape Deutschland.
Für den aktuellen Medscape-Report „Was Ärztinnen und Ärzte wirklich bewegt – Einblicke in Alltag, Freizeit und Engagement“ nahmen von Dezember 2024 bis März 2025 mehr als 1.065 Ärztinnen und Ärzte, die in Deutschland leben und arbeiten, an einer Online-Umfrage teil. 52% der Teilnehmenden waren Männer und 48% Frauen, die Mehrzahl war über 45 Jahre alt.
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://deutsch.medscape.com/lifestyle_von_aerzten_2025
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