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AMNOG funktioniert – aber nicht in der Versorgungspraxis

6. GWQ Symposium zum AMNOG bringt selektivvertragliche Rabatte ins Spiel

Düsseldorf – Über 130 Teilnehmer verfolgten auf dem 6. Symposium der GWQ ServicePlus AG in Berlin die Diskussionen zur Frage, welche Perspektiven sich für die gesetzlichen Krankenkassen aus dem Arzneimittelneuordnungsgesetz (AMNOG) und seiner Weiterentwicklung ergeben. Denn mit Prof. Josef Hecken, dem Vorsitzenden des G-BA, und Dr. Antje Haas, die beim GKV-Spitzenverband für Arznei- und Heilmittel zuständig ist, waren zwei der wichtigsten Protagonisten zum Thema auf dem Podium. Deutlich wurde auf der Veranstaltung am 3. November, dass die frühe Nutzenbewertung neuer Arzneimittel mittlerweile etabliert ist. Es wurde aber ebenso deutlich, dass sämtliche Akteure, ob Kassen, G-BA, GKV-Spitzenverband oder Industrie, Korrekturen am Verfahren wünschen.

Die Auswirkungen der Nutzenbewertungen auf die Versorgungspraxis bleiben aber weit hinter den Erwartungen zurück. Die Patienten erhalten weiterhin nicht die Medikamente mit dem für sie größten Zusatznutzen. Nicht zuletzt, weil es an alltagstauglichen Entscheidungshilfen für die verordnenden Ärzte fehlt. Diese aus Sicht von Versicherten und Krankenkassen wichtigste Erkenntnis wurde von der GWQ-Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Getrud Demmler schon in ihrer Begrüßung als These formuliert. Unterstützt wurde sie durch die von dem Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Wolfgang Greiner vorgestellten Daten, vor allem aber durch die von GWQ-Vorstand Dr. Johannes Thormählen präsentierten Fakten aus der Versorgungspraxis. Sie zeigen, dass die Marktanteile neuer Arzneimittel sich nicht in Abhängigkeit vom Grad des festgestellten Zusatznutzens entwickeln – und dass es regional zu erheblichen Versorgungsunterschieden kommt.

Der als lernendes System angelegte AMNOG-Prozess selbst wird nach Einschätzung von Prof. Hecken und dem Industrievertreter Dr. Matthias Suermondt (Sanofi) mittlerweile akzeptiert. Für Prof. Hecken hat sich auch das Zusammenspiel zwischen dem IQWiG und dem G-BA bewährt, weil es sicherstelle, dass die wissenschaftlichen Aussagen des IQWiG vom G-BA praxistauglich bewertet würden. Verständnis zeigte er für Dr. Suermondts Argumentation, dass der Vergleich neuer Arzneimittel mit der aktuell wirtschaftlichsten Therapieoption – häufig Präparate mit abgelaufenem Patentschutz – innovationshemmend sein könnte.

Ein oft von der Industrie vorgetragenes Problem sei nach Dr. Haas die sogenannte Mischpreisbildung, also der einheitliche Preis über alle Subgruppen. Andere europäische Gesundheitssysteme nehmen ausgehend vom deutschen Preis Abschläge vor, allerdings erstatten sie oft sehr selektiv nur für bestimmte Patientengruppen bei entsprechend erwiesenen Zusatznutzen. Im Ergebnis kommt es auch durch die Funktion Deutschlands als Referenzland in Kombination mit der hier üblichen Mischpreisbildung zu einem großen Druck, möglichst hohe Preise in Deutschland zu vereinbaren. Dr. Haas brachte als Lösung eine „nutzenorientierte Erstattung“ ins Spiel. Die sieht vor, unterschiedliche Preise je Subgruppen-Zusatznutzen zu verhandeln. Auch könnten Subgruppen ohne den Nachweis eines Zusatznutzens ganz von der Erstattungsfähigkeit ausgenommen werden. Als „Gegenmodelle“ wurden mengenbezogene Preise mit Kappung bei Überschreitung der Mengen oder auch selektivvertragliche Optionen zwischen Industrie und Krankenkassen diskutiert.

Kaum Chancen hat offenbar der nicht nur von Krankenkassen geäußerte Wunsch, die Preise aufgrund der Nutzenbewertung rückwirkend bis zum Zeitpunkt der Markteinführung festzulegen.

Auch Sicht der GWQ liegt die größte Schwäche der heutigen Situation im fehlenden Transfer der Erkenntnisse aus dem Nutzenbewertungsprozess in die Versorgungspraxis. Hier könne, so Dr. Thormählen, nur eine konsequente Digitalisierung die Ausschöpfung der Chancen von E-Health für Verbesserung sorgen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass weitere Anpassungen des AMNOG zwar das Instrument verbessern, positive Effekte für die Versorgung der Patienten aber weiterhin ausbleiben.

Die GWQ ServicePlus AG ist ein von Betriebskrankenkassen gegründetes Dienstleistungsunternehmen. Sie versteht sich als Gemeinschaft mittelständischer Krankenkassen, für die sie innovative Lösungen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und Qualität der Versorgung entwickelt. Die Verträge und Dienstleistungen der GWQ können von allen Krankenkassen als Aktionärs- oder Kundenkasse in Anspruch genommen werden.