Das Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit warnt vor der Vernichtung von Lebensperspektiven mit negativen Folgen für Kinder, Jugendliche und die gesamte Zivilgesellschaft.
Vor dem Hintergrund der anhaltenden Eskalation der Gewalt im Gazastreifen appelliert das Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit (Bündnis KJG) an die Bundesregierung sich jetzt und sofort aktiv für den Schutz der von Gewaltkonflikten betroffenen Kinder und Jugendliche und übrigen Zivilbevölkerung im Gazastreifen und anderenorts einzusetzen.
In kriegerischen Auseinandersetzungen sind Kinder und Jugendliche die besonders Leidtragenden. Sie erleiden durch die Kriegshandlungen und den Zusammenbruch von Gesundheitssystemen in unermesslichem Maße Krankheit, Verletzungen und Tod. Gewalt, Vertreibung und Zerstörung der zivilen und sozialen Infrastruktur führen zu anhaltender Traumatisierung, Ausbreitung von impfpräventablen und anderen infektiösen Erkrankungen und zur Vernichtung von Lebensperspektiven mit negativen Folgen für die Kinder und Jugendlichen und die gesamte Zivilgesellschaft.
In vielen Konfliktregionen der Welt werden Kinder und Jugendliche Opfer von Gewalt und Willkür, Völkerrechtsverletzungen und Verstößen gegen die UN-Kinderrechtskonvention. Mit großer Sorge beobachtet das Bündnis KJG und die Gesellschaft für Tropenpädiatrie und internationale Kindergesundheit (GTP) die Auswirkungen der Auseinandersetzungen z. B. in der Ukraine, im Sudan, im Jemen und in der Demokratischen Republik Kongo sowie im israelisch-palästinensischen Konflikt: „Wir wollen nicht zu dem unaussprechlichen Leid schweigen, welches Kinder, Jugendliche und andere Zivilisten durch die anhaltenden kriegerischen Aktivitäten erfahren“ betont Dr. Michael Hubmann, Vorsitzender des Bündnis KJG und ergänzt, „meine Kolleginnen und Kollegen, wie auch ich, wir sind in größter Sorge um die Zivilgesellschaft. Wir verurteilen alle Handlungen, die zu der aktuellen Situation aus Not und Elend geführt haben, oder diese aufrechterhalten, verstärken und nicht sofort beenden, auf das Schärfste!“
„Im Gazastreifen sind nach Berichten der WHO derzeit geschätzt 2,1 Mio. Menschen von Hunger, Durst und mangelnder medizinischer Versorgung bedroht“, erklärt PD Dr. Robin Kobbe, von der Kommission für globale Kindergesundheit des Bündnisses KJG und führt weiter aus, „nach der am 12. Mai 2025 veröffentlichten Einschätzung der „Integrated Food Security Phase Classification“ sind 71.000 Kinder im Alter von unter fünf Jahren in den nächsten 11 Monaten akut von Unterernährung bedroht und mehr als 17.000 werdende oder stillende Mütter werden in diesem Zeitraum einer Behandlung bedürfen, wenn sich an der Situation nichts ändert.“
Die European Academy of Paediatrics (EAP) forderte bereits im September letzten Jahres den Schutz der Kinderrechte im israelisch-palästinensischen Konflikt. Die UN-Sonderbeauftragte für Kinder und bewaffnete Konflikte des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Virginia Gamba, erklärte, dass die einzige Möglichkeit, Kinder in Israel und den palästinensischen Gebieten zu schützen in einem dauerhaften Frieden liegt. Die verzweifelte Lage der Kinder, Jugendlichen und ihrer Familien hat sich jedoch bis heute nicht verbessert. Das Wohl, die Gesundheit, das Leben und die Zukunft der vom israelisch-palästinensischen Konflikt betroffenen Zivilbevölkerung sowie aller in Konfliktregionen lebenden Menschen nehmen täglich Schaden inakzeptablen Ausmaßes.
Das Bündnis KJG appelliert daher mit Nachdruck an die Bundesregierung, sich sofort und aktiv für die Wahrung der Unversehrtheit der Kinder, Jugendlichen und ihrer Familien einzusetzen, indem sie:
- Alles in ihrer Macht Stehende tut, auf die Kriegsparteien und andere Akteure einzuwirken, dass ungehinderte und sichere humanitäre Hilfen für Zivilisten in Kriegsregionen ermöglicht werden und kriegerische Aktivitäten, die fortlaufend körperliches und seelisches Leid der Zivilbevölkerung verursachen, ein Ende nehmen.
- Unterstützung des „ACT to Protect Children Affected by Conflict“, eine globale UN-Kampagne, um Kinderrechte weltweit zu schützen. Die Kampagne wurde als Reaktion auf die Zunahme schwerer Verstöße gegen Kinder gestartet, um das Bewusstsein für den Schutz der vom Krieg betroffenen Kinder zu schärfen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.