Mehr Reichweite im Gesundheitsmarkt

Schließen

Registrierung

Melden Sie sich noch heute an, um gezielt und effektiv Ihre Nachrichten in der Gesundheitsbranche verbreiten zu können.

Kontoinformationen

Ansprechpartner:in

Adresse

Kontakt

Es wurde eine E-Mail zur Bestätigung an Sie gesendet. Nach der Bestätigung sind Sie erfolgreich registriert.


Bürokratische Last und schlechtes Innovationsklima erdrückend, Fachkräftemangel besorgniserregend
Oda Hagemeier, Geschäftsführerin eurocom e. V.

Bürokratische Last und schlechtes Innovationsklima erdrückend, Fachkräftemangel besorgniserregend

Pressemitteilung

Berlin – „Bürokratische Hürden belasten den Hilfsmittelstandort Deutschland massiv. Die negative Einschätzung des Innovationsklimas weitet sich aus und der Fachkräftemangel bereitet zunehmend Sorgen. Soll eine verlässliche Versorgung der Versicherten mit innovativen und hochwertigen Hilfsmitteln „Made in Germany“ weiterhin möglich sein, sehen wir dringenden Handlungsbedarf. Es gilt, die Zukunftsfähigkeit von Standort und Markt zu sichern.“ So lautet das Fazit von Oda Hagemeier, Geschäftsführerin der European Manufacturers Federation for Compression Therapy and Orthopaedic Devices (eurocom), zu den Ergebnissen der im Juni/Juli durchgeführten jährlichen Mitgliederbefragung 2025. 91 Prozent der Mitglieder geben darin ihre Einschätzung zur Lage des Hilfsmittelmarktes und -standortes Deutschland ab. Eindrücklich vor allem: 100 Prozent der Befragten bewerten bürokratische Hürden mittlerweile als größtes Standortrisiko. 89 Prozent – 11 Prozent mehr als im Vorjahr und seit Jahren steigend – betrachten das Innovationsklima in Deutschland als schlecht. Und 70 Prozent der Mitgliedsunternehmen (+ 27 Prozent im Vorjahresvergleich) haben Nachwuchssorgen.

Zügiges und entschlossenes Handeln beim Bürokratieabbau notwendig

Der Standort Deutschland ist für die Hilfsmittelbranche bislang unverzichtbar. Auch das ist ein Ergebnis der diesjährigen Mitgliederbefragung. 80 Prozent der eurocom-Mitglieder produzieren in Deutschland. Drei Viertel der mittelständischen Betriebe – überwiegend Familienunternehmen – haben hier ihren Hauptsitz. Dieser Status Quo erweist sich jedoch als fragil, wenn sämtliche Unternehmen Deutschland wegen bürokratischer Hürden als riskanten Standort einschätzen.

Als besonders große bürokratische Belastung wirkt sich die EU-Regulatorik für Medizinprodukte aus, allen voran die Medical Device Regulation (MDR) für 73 Prozent der Befragten. Und zwar hauptsächlich wegen unklarer Vorgaben und uneinheitlicher Auslegung auf EU- und nationaler Ebene. Das sagen 86 Prozent der Befragten. Deutlich spürbar wird das für fast alle Unternehmen (97 Prozent) durch gestiegene Kosten seit Einführung der EU-Regulatorik und damit einhergehenden Wettbewerbsnachteilen gegenüber Nicht-EU-Staaten. Für die eurocom-Geschäftsführerin folgt daraus: „Bürokratieabbau ist das Gebot der Stunde. Denn regulatorische Hürden gefährden die Zukunft des Hilfsmittelstandorts Deutschland. Insbesondere mit Blick nach Brüssel muss sich die Bundesregierung für eine schnelle Überarbeitung der MDR einsetzen. Entlastungspotenzial sehen wir beispielsweise in der sachgerechten Senkung der Anforderungen an die klinische Bewertung für Medizinprodukte der niedrigsten Risikoklasse I.“

Schlechtes Innovationsklima gefährdet zukunftsfähigen Hilfsmittelmarkt

Nahezu alle eurocom-Mitglieder (96 Prozent) investieren in Forschung und Entwicklung. Innovations- und Marktrisiken jedoch bremsen den Fortschritt und beeinträchtigen die Attraktivität des deutschen Marktes. Wie bereits im Vorjahr ist Deutschland für ein Fünftel der Befragten nicht mehr wichtigster Markt. Das größte Innovationsrisiko stellt nach wie vor das unsichere Aufnahmeverfahren neuartiger Produkte ins Hilfsmittelverzeichnis dar. Das gilt unverändert für 75 Prozent der Befragten.

Schwerwiegend wirken sich Kostensteigerungen, die nicht an den Markt der gesetzlichen Krankenversicherung weitergegeben werden können, aus.  Über ein Drittel der Befragten (37 Prozent gegenüber 25 Prozent im Vorjahr) können nicht einmal teilweise die Kosten weitergeben. Die damit einhergehende Unwirtschaftlichkeit der Hilfsmittelproduktion (93 Prozent) hat Konsequenzen für die Versorgungsvielfalt: Drei Viertel (74 Prozent) der Hilfsmittelhersteller sehen bei unveränderten Marktbedingungen die Gefahr auf sich zukommen, ihr Portfolio einschränken zu müssen. 93 Prozent (2024: 86 Prozent) sehen es daher als geboten, Festbeträge regelmäßig marktgerecht anzupassen. Die eurocom-Geschäftsführerin erklärt dazu: „Damit Patientinnen und Patienten auch künftig verlässlich mit innovativen und qualitativ hochwertigen Hilfsmitteln versorgt werden können, bedarf es einer einfachen und schnellen Neuregelung für die regelmäßige Anpassung der Festbeträge. Teils befinden sich diese noch auf dem Niveau von 2017. Notwendig ist außerdem ein modifiziertes Antragsverfahren zur Aufnahme neuartiger Produkte ins Hilfsmittelverzeichnis, das bereits zu Beginn die spezifischen Anforderungen an den Nachweis des medizinischen Nutzens festlegt und in einer Vereinbarung zwischen Antragsteller und GKV-Spitzenverband fixiert – im Sinne der Verbindlichkeit und Beschleunigung. Innovationen müssen schneller ins Hilfsmittelverzeichnis.“

Fachkräftemangel durchdringt Hilfsmittelbranche mehr und mehr

Hilfsmittelhersteller sind in ihrer Region wichtige Arbeitgeber und Ausbildungsbetriebe. 71 Prozent bilden in verschiedensten Berufsfeldern aus: gewerblich und technisch, im kaufmännischen Bereich und in der IT, in Produktion, Lagerwirtschaft und Logistik oder auch gekoppelt an moderne duale Studiengänge. Dabei können fast alle Unternehmen ihre Azubis übernehmen und mindestens 80 Prozent von ihnen nach erfolgreicher Ausbildung eine berufliche Perspektive bieten. Gleichzeitig bleibt bei 38 Prozent der Ausbildungsbetriebe durchschnittlich nahezu jede dritte Stelle (30 Prozent) unbesetzt. Betrachten 67 Prozent der Befragten den Nachwuchsmangel im Sanitätsfachhandel und in den orthopädietechnischen Betrieben bereits jetzt als Standortrisiko, so rechnen 70 Prozent (im Vergleich zu 43 Prozent im Vorjahr) innerhalb der nächsten fünf Jahre mit einem Nachwuchsmangel im eigenen Unternehmen. Hagemeier betont: „Der Fachkräftemangel hat sowohl Leistungserbringer als auch die Industrie voll erfasst. Die Qualität der Hilfsmittelversorgung und die Verfügbarkeit der Hilfsmittel werden in Zukunft auch maßgeblich davon abhängen, wie dem Fachkräftemangel begegnet wird.“

Über eurocom

eurocom ist die Herstellervereinigung für Kompressionstherapie, orthopädische Hilfsmittel und digitale Gesundheitsanwendungen. Der Verband versteht sich als Gestalter und Dialogpartner auf dem Gesundheitsmarkt und setzt sich dafür ein, das Wissen um den medizinischen Nutzen, die Wirksamkeit und die Kosteneffizienz von Kompressionstherapie und orthopädischen Hilfsmitteln zu verbreiten. Zudem entwickelt eurocom Konzepte, wie sich die Hilfsmittelversorgung aktuell und in Zukunft sicherstellen lässt. Dem Verband gehören die maßgeblichen Unternehmen aus den Bereichen Kompressionstherapie und orthopädische Hilfsmittel an, die im deutschen und europäischen Markt tätig sind.