Im Rahmen des 13. Kongresses der International Pediatric Transplant Association (IPTA) vom 18. bis 21. September in Berlin hat der Kongresspräsident, Prof. Dr. Lars Pape, von der bundesdeutschen Gesundheitspolitik zügige Verbesserungen der defizitären Versorgungssituation bei der Organtransplantation für Kinder und Jugendliche angemahnt: „Bis zu 20 Kinder versterben alljährlich in Deutschland, weil sie zwar auf der Wartliste für eine Organspende stehen, aber Organe in ausreichender Menge nicht verfügbar sind“, so Prof. Pape. Auch im Bereich der Nierenspenden sei die Situation schwierig, weil die jungen Patienten zwar dialysiert werden könnten, dies aber für Eltern und Kinder eine nur schwer erträgliche Lebenssituation zur Folge habe. „Wir brauchen möglichst rasch liberalere Regelungen für Cross-over-Spenden, und wir sollten auch bei der Widerspruchslösung endlich entscheidende Schritte vorankommen; außerdem müssen die Wartezeiten der Kinder auf Monate verkürzt werden, wie in den meisten anderen Industriestaaten“, appelliert Kongresspräsident Prof. Pape. Die angekündigten gesetzlichen Reglungen von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken müssten schnellstmöglich auf den Weg gebracht werden. „Unseren Kindern und Jugendlichen läuft buchstäblich die Zeit davon“, so der Transplantationsmediziner
Vorgestellt wurde im Rahmen einer Pressekonferenz zum Kongress auch das aktuelle Positionspapier zur Transplantationsmedizin der Deutschen Gesellschaft für Integrierte Versorgung im Gesundheitswesen e.V. (DGIV). DGIV-Generalsekretär Dr. Michael Meyer, zugleich auch Vorstandsmitglied der Rudolph-Pichlmayr-Stiftung, nahm in seinem Beitrag vor allem die Nachsorge nach einer Transplantation in den Fokus: „Selbst nach einer Transplantation bestehen erhebliche Versorgungslücken“, so seine Kritik. Für Kinder und Jugendliche sei vor allem die Transition von der Pädiatrie in die Erwachsenenmedizin ein kritischer Punkt, da hier trotz vorhandener Leitlinien die Umsetzung sehr heterogen gehandhabt werde und Transitionsleistungen im Gesundheitssystem nicht finanziert sind. „Hier beruht Vieles auf dem Engagement von Einzelpersonen – und damit auf einem zufälligen Setting. Was aber fehlt, ist eine indikations- und sektorenübergreifende Plattform für die Versorgungsprofis und die Angehörigen, die alle verfügbaren Angebote systematisch bündelt und miteinander vernetzt“, so Meyer. Es dürfe nicht länger der Zufall darüber entscheiden, wer gut und wer schlecht versorgt wird. „Das sind wir übrigens auch den Spendern schuldig“, ergänzt der DGIV-Generalsekretär.
Die Perspektive der Transition griffen auch Prof. Dr. Katherine E. Twombley, President Elect der International Pediatric Transplant Association, und Dr. Gina Aeckersberg, beide vom Musc University Hospital in Charleston, South Carolina, bei ihrem Blick in die aktuelle Versorgungssituation in den Vereinigten Staaten wieder auf: „In den USA gilt: Wenn ein Patient vor dem 18. Lebensjahr mit der Dialyse beginnt oder vor dem 18. Lebensjahr auf die Transplantationsliste gesetzt wird, wird er als pädiatrischer Patient geführt und erhält eine höhere Priorität auf der Transplantationsliste. In Deutschland verliert ein Patient alle pädiatrischen Prioritäten genau mit Vollendung des 18. Lebensjahres“, so die Transplantationsmedizinerinnen. Darüber hinaus werde jeder Bürger beim Ausstellen des Führerscheins und dessen in den USA üblichen regelmäßigen Verlängerung nach seiner Organspende-Bereitschaft gefragt. „Wir sehen eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Situation in Deutschland zu verbessern“, so Prof. Pape abschließend. Es sei nun Aufgabe der Politik, endlich ins Handeln zu kommen.
Die ITPA-Pressekonferenz ist unter https://www.youtube.com/live/gUrG0nAqBic und auch im YouTube-Kanal von WELT TV abrufbar.
Das DGIV-Positionspapier kann unter https://dgiv.org/wp-content/uploads/2025/09/DGIV-Positionspapier-Organtransplantation.pdf abgerufen werden.