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Deutsche Schmerzgesellschaft feiert Erfolge in Wissenschaft und Versorgung – und warnt vor dem Aus der Schmerzmedizin

Deutscher Schmerzkongress 2025 Jahrestagung der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) e.V., 22. bis 25. Oktober 2025 in Mannheim

50 Jahre Schmerzforschung – Erfolgsgeschichte mit ungewisser Zukunft

Mannheim – Die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. feiert 50 Jahre schmerzmedizinische Forschung und Versorgung in Deutschland. Seit 1975 hat sich das Fach dank interdisziplinärer Ansätze zu einem der innovativsten Bereiche der Medizin entwickelt – ein echter Gewinn für Millionen Betroffene. Welche neuen Entwicklungen die Zukunft der Schmerztherapie prägen könnten, zeigen Expertinnen und Experten der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG) beim Deutschen Schmerzkongress vom 22. bis 25. Oktober 2025 in Mannheim. Doch die Freude über das 50-jährige Jubiläum wird durch die Krankenhausreform (KHAG) getrübt: Sie bedroht die spezialisierten Versorgungsstrukturen, die für die Behandlung chronischer Schmerzen unverzichtbar sind. Die hybrid ausgerichtete Kongress-Pressekonferenz am 23. Oktober gibt einen Überblick über innovative Projekte aus Forschung und Versorgung, aber auch die derzeitigen gesundheitspolitischen Herausforderungen, vor denen die Schmerzversorgung in Deutschland steht.

Seit ihrer Gründung 1975 steht die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. für wissenschaftliche Exzellenz und interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Schmerzmedizin. Forschung, Versorgung und Lehre haben in den vergangenen fünf Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht – von der Grundlagenforschung bis zur praktischen Anwendung. „Die letzten 50 Jahre stehen für eine Erfolgsgeschichte in der Erforschung, Diagnostik und Therapie chronischer Schmerzen“, bilanziert Professor Dr. med. Frank Petzke, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. und Facharzt für Anästhesiologie, Spezieller Schmerztherapeut, Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Göttingen. „Insbesondere die interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie (IMST) zeigt, wie eng Wissenschaft und Praxis heute zusammenwirken. Für Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen bedeutet das eine deutlich bessere Lebensqualität.“

Rund 23 Millionen Menschen in Deutschland leben mit chronischen Schmerzen, etwa vier Millionen davon sind besonders schwer betroffen. Für sie geht es nicht nur um Schmerzlinderung, sondern um Teilhabe am Leben – um Arbeit, Familie und Selbstbestimmung. Moderne Therapiekonzepte wie die IMST verbinden Medizin, Psychologie, Physiotherapie und Pflege unter einem Dach und behandeln Körper und Psyche gleichermaßen.

Interdisziplinäre Konzepte sichern Lebensqualität

Heute existieren bundesweit rund 370 Kliniken mit IMST-Angeboten – zu wenig, um den Bedarf zu decken. Schon jetzt warten viele Betroffene monatelang auf einen Therapieplatz. Dennoch hat sich die schmerzmedizinische Versorgung zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Gesundheitssystems entwickelt. „Ohne interprofessionelle Teams, klare Qualitätsstandards und sektorenübergreifende Versorgung wäre die Schmerzmedizin in Deutschland heute nicht auf diesem Niveau“, so Petzke. „Obwohl die Schmerzmedizin kein eigenes Fachgebiet stellt und systematisch keine Berücksichtigung in der Versorgungsplanung findet, hat sie sich in Deutschland zu einem festen Bestandteil der Versorgung entwickelt – mit messbaren Effekten auf Arbeitsfähigkeit, Lebensqualität und Gesundheitskompetenz der Betroffenen.“

Reform mit fatalen Nebenwirkungen

Diese gewachsenen Strukturen sind aber nun gefährdet. Das geplante Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) und der Entwurf des Krankenhausreformanpassungsgesetzes (KHAG) drohen, die spezialisierte Schmerztherapie aus dem Versorgungssystem zu drängen. Der Grund: Schmerzmedizinische Fälle sollen künftig fachfremden Leistungsgruppen – etwa der Inneren Medizin oder Chirurgie – zugeordnet werden. Dadurch könnten spezialisierte Einrichtungen ihre Leistungen nicht mehr abrechnen, weil sie die dort geforderten strukturellen Voraussetzungen (z. B. Intensivbetten, Operationssäle) nicht erfüllen.

„Bis zu 40 Prozent der aktuell behandelten Schmerzpatientinnen und -patienten könnten künftig ohne stationäre Therapieangebote dastehen“, warnt Petzke. „Wenn diese Reform nicht korrigiert wird, bedeutet das das faktische Aus für viele spezialisierte Einrichtungen – und das Ende einer 50-jährigen Erfolgsgeschichte.“ Bereits jetzt setzen Kliniken geplante Neugründungen aus oder schließen ihre schmerzmedizinischen Abteilungen. Die Folge: längere Wartezeiten, weniger Ausbildungsstätten und ein drohender Verlust erfahrener interdisziplinärer Teams.

Forderung: Schmerzmedizin braucht Planungssicherheit

Die Deutsche Schmerzgesellschaft und ihre Partnergesellschaften haben sich seit Monaten intensiv für eine eigene Leistungsgruppe Schmerzmedizin eingesetzt. Sie würde die bestehenden Qualitätsstandards sichern, ohne die Logik der Krankenhausreform zu gefährden. Doch weder der aktuelle Referentenentwurf des KHAG noch die geplanten Ausnahmeregelungen bieten eine tragfähige Lösung. „Die Schmerztherapie braucht jetzt Planungssicherheit und eine klare Perspektive. Eine unklare Übergangszeit würde den Verlust vieler hochqualifizierter Einrichtungen garantieren“, betont Petzke. „Wir riskieren, das Erreichte leichtfertig zu verspielen. Wer heute Strukturen abbaut, gefährdet die Versorgung von morgen.“

Forschung, die Hoffnung macht

Trotz der politischen Unsicherheiten setzt die Deutsche Schmerzgesellschaft im Jubiläumsjahr auf Zukunftsthemen. Beim Deutschen Schmerzkongress 2025 in Mannheim steht das Motto „Neugier auf…Neuland“ für den Aufbruch in neue Forschungsfelder – von der Neurobiologie über Versorgungsforschung bis zur Digitalisierung in der Schmerzmedizin. „Wir haben in fünf Jahrzehnten gelernt, dass Schmerzforschung und Versorgung nur gemeinsam funktionieren“, so Petzke. „Gerade deshalb dürfen wir die mühsam erarbeiteten schmerzmedizinischen Strukturen, die diesen Erfolg möglich gemacht haben, nicht leichtfertig und ohne Not gefährden.“

Auf der Pressekonferenz am 23. Oktober spricht der Schmerzmediziner über die Erfolge und aktuellen Herausforderungen der Schmerzmedizin. Zudem gibt die Veranstaltung eine Übersicht über aktuelle innovative Projekte, von denen Schmerzpatientinnen und -patienten künftig erheblich profitieren könnten.

Weiterführende Informationen: