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Dreyer: Heime müssen sich auf die Bedürfnisse Demenzkranker einstellen

Menschen pflegen

Mainz – “Angesichts einer steigenden Anzahl demenzkranker Menschen müssen sich stationäre Einrichtungen noch stärker auf die speziellen Bedürfnisse dieser Gruppe einstellen”, wie Sozialministerin Malu Dreyer heute in Mainz unterstrich. Unterstützung bietet dazu eine Praxishandreichung, die Ergebnis eines Modellprojektes ihres Ministeriums mit dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) Rheinland-Pfalz in acht Einrichtungen im Land ist. Gemeinsam mit der Leitenden Ärztin des MDK, Dr. Ursula Weibler-Villalobos, stellte die Ministerin die Publikation heute in Mainz vor. Das Projekt habe gezeigt, dass eine demenzgerechte Versorgung in bestehende Pflegeeinrichtungen integriert werden könne. Dabei gehe es darum, den Wohnbereich an den Bedürfnissen der demenzkranken Menschen zu orientieren und nicht umgekehrt, so die Ministerin. Die Handreichung soll allen Einrichtungen im Land als praktische Unterstützung dienen, um sich verstärkt auf die Betreuung und Pflege demenzkranker Menschen einstellen zu können.

Im Zentrum des Projektes standen Veränderungen in der baulichen Umgebung, der Gestaltung und der Einrichtung der Räume, aber auch die Weiterqualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Umgang mit demenzkranken Menschen. Dies alles habe dazu geführt, dass das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner deutlich gesteigert werden konnte, so die Ministerin. Gleichzeitig sei auch die Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten erhöht worden. Die an dem Projekt beteiligten Einrichtungen hätten berichtet, dass es in den entsprechenden Wohnbereichen ruhiger und entspannter zugehe, weniger Konflikte gebe, die Atmosphäre insgesamt fröhlicher sei und mehr Gemeinschaft gelebt werde. Dies führe dazu, dass die demenzkranken Menschen weniger Tendenz zum Weglaufen zeigten; Fixierungen und freiheitsentziehende Maßnahmen insgesamt überflüssig würden und die Anwendung von Psychopharmaka zurückgehe, so die Ministerin. Durch die stärkere Einbeziehung der Bewohnerinnen und Bewohner in die täglichen Abläufe wie beispielsweise das Zubereiten der Mahlzeiten erlangten die Menschen sogar verloren geglaubte Fähigkeiten zurück. Gleichzeitig würden durch die andere Art der Betreuung Ressourcen bei den Pflegekräften freigesetzt, die sie wiederum für die Pflege einsetzen könnten.

Die Leitende Ärztin des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung Rheinland-Pfalz, Dr. Ursula Weibler-Villalobos, erläuterte zu den Hintergründen des Modellprojektes, dass in den allermeisten stationären Pflegeeinrichtungen derzeit die Versorgung von Menschen mit Demenz noch zusammen mit anderen Pflegebedürftigen, auch nicht Demenzkranken in gemeinsamen Wohnbereichen erfolge. Im Rahmen des Projektes seien homogene Gruppen von Bewohnerinnen und Bewohnern mit einer mittelschweren bis schweren Demenz gebildet worden. Besonderer Wert wurde auf die bauliche Umgebung sowie die Gestaltung der Räume und Einrichtung gelegt, denn sie haben erhebliche Bedeutung für die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz. Räume und Einrichtungen sollten hell und wohnlich gestaltet sein und die Wahrnehmung und Orientierung der Menschen erleichtern; bei der Farbgebung sollten satte und warme Farben benutzt werden. In einigen Projekteinrichtungen wurden sogar ältere Tapetenmuster oder Möbel zusammengetragen, um den Aufenthaltsbereichen und Fluren einen vertrauten Charakter zu verleihen. Als zentrales Element wurde ein großer Aufenthaltsbereich geschaffen, der das gemeinschaftliche Leben und Erleben fördert, da Menschen mit Demenz sich gerne dort aufhalten, wo sie etwas beobachten können oder wo sie Ansprache erhalten.

Die Einrichtung einer kontinuierlichen Tagesbetreuung, so Dr. Ursula Weibler- Villalobos, sei ein weiteres zentrales Element zur Steigerung der Lebens- und Pflegequalität. Im Rahmen des Projektes wurden die Bewohnerinnen und Bewohner in alltägliche Aktivitäten einbezogen; es wurde gemeinsam gekocht und gegessen, die Bewohnerinnen und Bewohner halfen, den Tisch zu decken, auch bügeln, Wäsche zusammenlegen oder kleine Handarbeiten waren möglich. Die Angebote wurden individuell auf die Menschen und ihre Lebensgeschichte abgestimmt. Dies alles setzt voraus, dass ständig eine Präsenzkraft als Bezugsperson anwesend ist, die den Tag strukturiert und moderiert, die Menschen motiviert, und die anderen Pflegekräfte zugunsten der Pflegearbeit entlastet. Eine solche Bezugsperson ist für Menschen mit Demenz von großer Bedeutung, da häufig wechselnde Ansprechpartner Verunsicherung und Desorientierung auslösen können. Ein wesentliches Element der Arbeit mit demenzkranken Menschen ist die wertschätzende und einfühlsame Kommunikation, auch dies war Gegenstand des Qualifizierungsangebotes für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen des Projektes.

Ministerin Malu Dreyer möchte die Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt für alle Einrichtungen, die demenzkranke Menschen betreuen und pflegen, nutzbar machen. Dazu sei die Praxishandreichung gedacht, die es ermögliche, die Ergebnisse in die Pflegekonzepte für Menschen mit Demenz einfließen zu lassen, so die Ministerin. Die Handreichung kann unter dem Titel “Optimierung der Versorgung von Menschen mit Demenzerkrankungen in stationären Pflegeeinrichtungen in Rheinland-Pfalz. Schritte zu einer optimalen Versorgung. Berichte aus der Pflege Nr. 6” über das Broschürentelefon mit der Nummer 06131/162016 oder im Internet unter http://www.masgff.rlp.de kostenlos bestellt werden.

Folgende Einrichtungen haben an dem Modellprojekt teilgenommen: • DRK-Seniorenzentrum Sonnenhof, Bad Marienberg • Alten-/Pflegeheim “Eifel-Haus”, Bitburg • Seniorenhaus Waldpark, Blankenrath • Wohn- und Pflegeheim Kessler-Handorn, Kaiserslautern • Seniorenpflegeheim Bodelschwingh, Koblenz • Altenzentrum der Arbeiterwohlfahrt, Neuwied • Caritas Altenzentrum, Schifferstadt • Seniorenzentrum Haus Edelberg, Speyer