Menschen pflegen
Dreyer: Schulungen sollen freiheitsentziehende MaÃnahmen in der Pflege vermeiden
Mainz – Die rheinland-pfälzische Familienministerin Malu Dreyer setzt sich dafür ein, vor dem Einsatz von freiheitseinschränkenden MaÃnahmen in der Pflege nach Alternativlösungen zu suchen, um alten Menschen möglichst viel Freiheit und damit auch Lebensqualität zu lassen. ÂFreiheitsentziehende MaÃnahmen sind schwere Eingriffe in die Menschenrechte eines pflegebedürftigen Menschen. Vorab müssen immer alternative Möglichkeiten ausgeschöpft werdenÂ, so Dreyer.
Um Betreuerinnen und Betreuer, Angehörige und Pflegekräfte in Altenpflegeeinrichtungen bei der schwierigen Einschätzung für oder wider freiheitsentziehende MaÃnahmen zu unterstützen, hat das Familienministerium ein spezielles Schulungs- und Beratungsangebot für Rheinland-Pfalz entwickelt. ÂMit dem neuen Angebot wird nicht nur über die negativen Auswirkungen von freiheitseinschränkenden MaÃnahmen aufgeklärt, sondern es werden alternative Wege zur Problemlösung für die betroffenen alten Menschen aufgezeigtÂ, betonte Dreyer. Die Ziele des neuen rheinland-pfälzischen Landeswohnformen- und Teilhabegesetzes seien dafür ein MaÃstab.
Ãber 400 rheinland-pfälzische Pflegeeinrichtungen in Rheinland-Pfalz wurden im Dezember 2010 über das kostenlose Schulungsangebot, das im März 2011 startet, informiert. ÂDie Nachfrage ist auÃerordentlich groÃ. Insgesamt haben mehr als 200 Altenpflegeinrichtungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Schulung angemeldetÂ, zeigte sich Dreyer erfreut. Auch Altenpflegeschulen haben bereits ihr Interesse an dem Schulungsangebot bekundet.
Studien zufolge werden in den stationären Altenpflegeeinrichtungen in Deutschland fünf bis zehn Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner körpernah mit Gurtsystemen fixiert. Darüber hinaus werden 20 bis 30 Prozent aller Bewohnerinnen und Bewohner in ihrer Bewegungsfreiheit durch weitere MaÃnahmen eingeschränkt. ÂVor allem auffällige Verhaltensweisen, wie motorische Unruhe, Weglaufgefährdung oder Selbst- und Sturzgefährdungen werden als Argumente für freiheitsentziehende MaÃnahmen angeführtÂ, so Dreyer. Doch die negativen Auswirkungen von Fixierungen, wie zum Beispiel die mangelnde Bewegungsmöglichkeit, die das Sturzrisiko ebenso erhöht wie starke Beruhigungsmedikamente, werden oftmals unterschätzt. Dabei zeigten neue wissenschaftliche Erkenntnisse, dass es für einen groÃen Teil der freiheitseinschränkenden MaÃnahmen gute und praxistaugliche Alternativen gibt.
Die Familienministerin hob hervor, dass die Entscheidung für oder wider freiheitsentziehende MaÃnahmen eine moralisch schwierige, rechtlich sehr differenzierte und fachliche hoch professionelle Angelegenheit sei. Die Träger dabei zu unterstützen sei ihr wichtig. ÂMit geeigneten Konzepten kann es gelingen, die Zahl freiheitseinschränkender MaÃnahmen deutlich zu reduzieren und trotzdem den Schutz der betroffenen Menschen zu gewährleistenÂ, unterstrich Malu Dreyer. Das komme nicht nur den Pflegebedürftigen, sondern auch den Pflegekräften zugute, deren Arbeitszufriedenheit dadurch nachweislich steige.