Berlin – Die aktuelle Legislaturperiode wird entscheidend sein dafür, wie gut die weitere Digitalisierung des Gesundheitswesens gelingt. Das wurde schnell klar auf der Veranstaltung, die der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) am 26. Juni unter dem Titel „Gesundheitspolitik im digitalen Zeitalter” auf dem Hauptstadtkongress 2025 veranstaltete. Es diskutierten Ulrike Elsner (vdek), Prof. Josef Hecken (Gemeinsamer Bundesausschuss), Dr. Kirsten Kappert-Gonther (Bündnis 90/Die Grünen) und Dr. Gottfried Ludewig (T-Systems). Die Moderation übernahm Anno Fricke, Redakteur der Ärzte Zeitung.
Zu den zentralen Aussagen gehörte, wie wichtig die elektronische Patientenakte (ePA) als elementarer Baustein der Digitalisierung sei. Inzwischen haben die gesetzlichen Krankenkassen mehr als 70 Millionen ePA für ihre Versicherten angelegt, davon wurden über 28 Millionen in der vergangenen Woche durch medizinische Einrichtungen genutzt. Die Diskussion zeigte auch, dass in allen Versorgungsbereichen Potenziale für Digitalisierung vorhanden sind: vom einfacheren Zugang zu Psychotherapie bis zur digitalen Zuschaltung eines Notarztes oder einer Notärztin im Rettungsdienst. Entscheidend ist auch, Gesundheitsdaten besser zu nutzen.
Ulrike Elsner, vdek-Vorstandsvorsitzende:
„Die aktuellen Schlüsselthemen wie Primärarztmodelle und Delegation an medizinisches Fachpersonal sind nur mit Digitalisierung denkbar. Für beides haben wir Ersatzkassen Modelle vorgelegt, die diesen Aspekt konsequent mitdenken. Wir brauchen digitale Lösungen, die die Versorgung der Versicherten verbessern.“
Prof. Josef Hecken, unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses:
„Digitalisierung muss auch in der Gesundheitsversorgung einen echten Mehrwert haben. Dafür braucht es klare Ziele, evidenzbasierte Verfahren und eine Strategie zur Umsetzung – also deutlich mehr, als die Technik allein. Steuerung, Verantwortung und Wirkung müssen zusammen gedacht werden.“
Dr. Kirsten Kappert-Gonther MdB (Bündnis 90/Die Grünen), Mitglied Gesundheitsausschuss:
„Ein guter Zugang zur Gesundheitsversorgung ist dringend erforderlich, damit Hilfesuchende die Behandlung und niedrigschwellige Angebote bekommen, die sie benötigen. Die Zukunft der Primärversorgung wird ganz anders aussehen, als wir es bisher kannten. Digitalisierung und KI werden die Versorgung grundlegend verändern. Die Transformation soll besser hier, innerhalb unseres Gesundheitssystems, gestaltet werden als sie Amazon und anderen Playern zu überlassen. Dabei müssen gerade Menschen mit psychischen Erkrankungen mitgedacht werden.“
Dr. Gottfried Ludewig, Senior Vice President Deutsche Telekom und T-Systems:
„Die ePA verbessert die Versorgung – besonders im ländlichen Raum. Dafür braucht es stabile Rechenzentren, hohe Sicherheitsstandards und nutzerfreundliches Design. Diese Infrastruktur bringen wir als Industrie ein. Die Politik setzt den Rahmen, muss aber auch Raum für Innovation und Eigenverantwortung lassen.“
Der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) ist Interessenvertretung und Dienstleistungsunternehmen aller sechs Ersatzkassen, die zusammen rund 29 Millionen Menschen in Deutschland versichern:
– Techniker Krankenkasse (TK)
– BARMER
– DAK-Gesundheit
– KKH Kaufmännische Krankenkasse
– hkk – Handelskrankenkasse
– HEK – Hanseatische Krankenkasse
Der vdek wurde am 20. Mai 1912 unter dem Namen „Verband kaufmännischer eingeschriebener Hilfskassen (Ersatzkassen)“ in Eisenach gegründet. Heute arbeiten bundesweit über 700 Beschäftigte beim vdek. Hauptsitz des Verbandes mit mehr als 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Bundeshauptstadt Berlin. In den einzelnen Bundesländern sorgen 15 Landesvertretungen mit über 400 Beschäftigten, sowie mehr als 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pflegestützpunkten für die regionale Präsenz der Ersatzkassen.