Bonn – Ein bedeutender Fortschritt für Menschen mit fortgeschrittener trockener altersabhängiger Makuladegeneration (AMD):
Positive Ergebnisse der PRIMAvera-Zulassungsstudie zum PRIMA-Implantat (ehemals Pixium, jetzt Science) wurden heute in einem der wichtigsten medizinischen Fachzeitschriften veröffentlicht.
Das bionische Netzhautimplantat soll Patientinnen und Patienten mit geographischer Atrophie (GA) helfen, einen Teil ihres zentralen Sehvermögens zurückzugewinnen – und damit neue Perspektiven für den Alltag eröffnen.
Insgesamt nahmen 38 Patientinnen und Patienten an der Studie teil. Die Ergebnisse zeigen eine gute Verträglichkeit und eine klinisch relevante Verbesserung der zentralen Wahrnehmung bei den Teilnehmenden.
Geographische Atrophie – eine bislang kaum behandelbare Erkrankung
Die geographische Atrophie (GA) ist das Spätstadium der trockenen AMD, einer der häufigsten Ursachen für schwere Seheinschränkungen im Alter. Bei dieser Form der Erkrankung sterben in der Makula, dem Ort des schärfsten Sehens, nach und nach die lichtempfindlichen Photorezeptoren und die retinale Pigmentschicht ab.
Dies führt zu einem fortschreitenden Verlust der zentralen Sehschärfe: Gesichter, Buchstaben oder Details können nicht mehr erkannt werden, während das äußere Sehen meist erhalten bleibt.
In Deutschland gibt es derzeit keine zugelassenen medikamentösen Therapien, die den Verlauf der GA aufhalten oder das Sehen wiederherstellen können. Das PRIMA-System eröffnet damit eine völlig neue Behandlungsoption, die auf eine Teilwiederherstellung der zentralen Sehfunktion abzielt.
Das PRIMA-Implantat – Bionisches Sehen durch modernste Technologie
Der nur 2 × 2 Millimeter große Mikrochip wird in einem mikrochirurgischen Eingriff unter die Netzhaut (subretinal) in der Makula implantiert – also genau dort, wo die Photorezeptoren zerstört sind.
Über eine Spezialbrille mit Infrarotprojektion empfängt der Chip Bildsignale und Energie. Diese werden in elektrische Impulse umgewandelt, die die verbliebenen Nervenzellen der Netzhaut stimulieren. Von dort gelangen die Signale über den Sehnerv zum Gehirn, wo sie als visuelle Eindrücke verarbeitet werden.
Mit einer Auflösung von 378 Pixeln ermöglicht das Implantat in mehr als 80 % der Studienteilnehmern das Erkennen von Buchstaben, Zahlen und Wörtern. Behandelt wird dabei nur ein Auge – das zweite Auge bleibt unbehandelt. Zusammen mit dem Restsehvermögen auf dem implantierten Auge dient es der Orientierung.
Ausblick: CE-Kennzeichnung als nächster Schritt
Nach der Analyse der PRIMAvera-Studie ist nun die CE-Kennzeichnung der nächste Schritt auf dem Weg zur klinischen Anwendung in Europa.
Es ist geplant, das PRIMA-Implantat nach erfolgter Zulassung in spezialisierten Zentren in Deutschland anzubieten.
Wie lange der Zulassungsprozess dauern wird, ist derzeit noch nicht absehbar. Retina plus e.V. wird über den weiteren Verlauf und neue Entwicklungen zeitnah berichten, sobald offizielle Informationen vorliegen.
Thema bald im Podcast „Retina View“
Auch im Podcast „Retina View“ von Retina plus e.V. wird das Thema PRIMA-Implantat bald aufgegriffen und ausführlich vorgestellt – mit wissenschaftlichem Hintergrund, Fachinterviews und einem Blick in die Zukunft des bionischen Sehens.
Ein genauer Veröffentlichungstermin steht noch nicht fest, die Episode ist jedoch in Vorbereitung.
Fazit
Das PRIMA-Implantat markiert einen möglichen Meilenstein in der Behandlung der trockenen AMD mit geographischer Atrophie.
Erstmals besteht die Aussicht, dass Patientinnen und Patienten mit dieser bislang unheilbaren Erkrankung Teile ihres zentralen Sehens zurückerlangen können – und damit an Lebensqualität und Selbstständigkeit gewinnen.
Retina plus e.V. wird die weiteren Schritte auf dem Weg zur Zulassung eng begleiten und die Öffentlichkeit über neue Entwicklungen informieren.
Weitere Details zum Hersteller: Science (ehemals Pixium Vision)
https://science.xyz/docs/c/prima
Über Retina plus e. V.:
Retina plus ist ein gemeinnütziger Verein und ein Experten- und Selbsthilfenetzwerk von Menschen mit Sehverlust.
Wir verbinden Betroffene mit Forschung, fördern Austausch, schaffen Verständnis und setzen uns aktiv für eine inklusive Gesellschaft ein – durch Beratung, Bildungsarbeit, Öffentlichkeitskampagnen und gezielte Kooperationen. Unser Ziel ist es, die Lebensqualität und Teilhabe von Menschen mit Sehverlust nachhaltig zu stärken. www.retinaplus.de