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Fachärztliche Labore ziehen Bilanz: Reform mit Folgen für Qualität und Stabilität der Versorgung

Pressemitteilung zur Pressekonferenz des ALM e.V.

Die Mitgliedslabore des fachärztlichen Berufsverbands der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM e.V.) äußerten sich im Rahmen einer Pressekonferenz mit großer Sorge zu den aktuellen Entwicklungen in der Vergütungs- und Honorarentwicklung für die laborfachärztliche Versorgung in Deutschland. Im Fokus standen die geplante neue Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) sowie die tiefgreifenden Auswirkungen der Laborreform, deren erste Quartalsauswertungen nun vorliegen.

„Die im GOÄ-Entwurf enthaltenen überproportionalen Abwertungen ärztlicher labormedizinischer Leistungen entbehren jeder nachvollziehbaren medizinischen und wirtschaftlichen Grundlage. Es fehlt an Transparenz, Fairness und Zukunftsorientierung“, erklärte Dr. Michael Müller, Erster Vorsitzender des ALM e.V. Die geplante Gebührenordnung gefährde die Finanzierung moderner diagnostischer Verfahren und sei ein herber Rückschritt für eine patientenzentrierte, qualitätsgesicherte Versorgung.

Es wird vor allem die fehlende Abbildung medizinischer Innovationen, der erheblichen Kostensteigerungen im ambulanten wie stationären Bereich und eine systematisch verzerrte Vergütung ärztlicher Leistungen kritisiert. Die labormedizinische Expertise werde strukturell benachteiligt – mit negativen Folgen für Versorgungssicherheit und Versorgungsqualität.

Ein weiteres zentrales Thema war die aktuelle Laborreform, deren erste Abrechnungsdaten für das erste Quartal 2025 nun vorliegen. Bereits diese Frühphase zeigt aus Sicht des ALM e.V. deutliche Belastungen und negative Trends.

„Unsere Auswertungen der Abrechnungsdaten aus dem 1. Quartal 2025 belegen die von uns schon letztes Jahre simulierten Ergebnisse: Dem fachärztlichen Labor werden durch die Quotierung von Kostenpauschalen und andere Maßnahmen Teile der für die Laborversorgung bestimmten Finanzmittel entzogen, was sich auf die Versorgungssicherheit und Patientensicherheit auswirkt“, warnte Dr. Müller. „Die ungerechte Honorarverteilung in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung der Bevölkerung mit medizinischer Labordiagnostik darf nicht zu Lasten der langfristigen Versorgungsqualität gehen.“

Prof. Dr. Ralf Ignatius, Facharzt für Mikrobiologie und stellvertretender Vorsitzender des Berufsverbandes der Ärzte für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie (BÄMI), schilderte die konkreten Auswirkungen aus Sicht der Infektionsdiagnostik: „Die Laborreform setzt kassenärztlich tätige Labore unter massiven wirtschaftlichen Druck – mit unmittelbaren Folgen für die Patientenversorgung. Prozessverlagerungen und verzögerte Diagnosen sind bereits Realität, möglich ist darüber hinaus auch eine schleichende Verschlechterung der Testqualität. Essenzielle Leistungen wie die bislang sehr gute Infektionsdiagnostik stehen auf dem Spiel.“

Dr. Petra Wandernoth, Geschäftsführerin des MVZ für Histologie, Zytologie und Molekulare Diagnostik Trier GmbH, hob insbesondere die problematische Wirkung der pauschalen Gegenfinanzierung hervor: „Die Laborreform ist für pathologische Institute ein klarer Rückschritt – sowohl medizinisch als auch wirtschaftlich. Hochspezialisierte Diagnostik, wie sie für die moderne Tumorbehandlung unerlässlich ist, wird entwertet. Wenn histologische und molekulare Kernleistungen gekürzt werden, ohne reale Kosten und den steigenden Bedarf zu berücksichtigen, ist das existenzgefährdend – für Institute und für Patientinnen und Patienten.“

Prof. Dr. Jan Kramer, Stellvertretender Vorsitzender des ALM e.V., wies auf die zentrale Rolle der Labormedizin in der Patientenversorgung hin: „Rund 70 Prozent aller Diagnosen basieren auf labordiagnostischen Ergebnissen. Ohne moderne Labormedizin gibt es keine sichere Diagnostik, keine fundierte Therapieentscheidung, keine effektive Verlaufskontrolle und keine Früherkennung. Wenn wir hier weiter kürzen, gefährden wir die medizinische Versorgung im gesamten System.“

Uli Früh, Geschäftsführer der Uli Früh Consulting GmbH, unterstrich die strukturellen Mängel der Reform: „Die Laborreform basiert auf veralteten Bezugsdaten und ignoriert wesentliche Entwicklungen wie die Einführung der Multiplex-PCR. Pauschale Kürzungen bei hunderten Laborleistungen sind nicht betriebswirtschaftlich fundiert. Die Folge sind massive Verwerfungen und Honorarumschichtungen – gerade für Speziallabore, die auf seltene Untersuchungen fokussiert sind.“

Der ALM e.V. fordert eine grundlegende Überarbeitung der Laborreform sowie eine transparente, wirtschaftlich tragfähige und zukunftsgerichtete Ausgestaltung der GOÄ. Dazu liegen, auch abgestimmt mit anderen Berufsverbänden und den Fachgesellschaften, konkrete Vorschläge vor. Eine qualitätsgesicherte und flächendeckende Patientenversorgung ist nur möglich, wenn die notwendige medizinische Infrastruktur nicht weiter untergraben wird.

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Über den ALM e.V.
ALM e.V. ist der Berufsverband der Akkreditierten Medizinischen Labore (ALM) in Deutschland. Der Verband vertritt derzeit über 200 medizinische Labore mit mehr als 1.000 Fachärzt:innen, rund 500 Naturwissenschaftler:innen und über 30.000 qualifizierten Mitarbeiter:innen. Der Zweck des Vereins ist die Förderung und Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen labormedizinischen Patientenversorgung in Deutschland. Die Mitglieder des Verbandes sichern eine flächendeckende Patientenversorgung, auch in strukturschwachen Gebieten. Die Mitgliedslabore sind nach der höchsten Qualitätsnorm für medizinische Laboratorien (DIN ISO EN 15189) akkreditiert und erfüllen uneingeschränkt die Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung labormedizinischer Untersuchungen (RiliBÄK).