Die Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM e.V.) nehmen den Aktionstag des Welt-Hepatitis-Tages zum Anlass, auf die bewährte Rolle der fachärztlichen Labordiagnostik bei der Früherkennung von Virushepatitis hinzuweisen. „Labormedizin ist unverzichtbar für eine moderne, patientenzentrierte Versorgung – das muss auch bei Reformen wie der GOÄ oder der geplanten Ambulantisierung berücksichtigt werden“, so Dr. Michael Müller, 1. Vorsitzender des ALM e.V. „Wir dürfen im Kampf gegen Hepatitis nicht an der falschen Stelle sparen – nur, wenn medizinisch notwendige Labortests rechtzeitig und flächendeckend durchgeführt werden, lassen sich Leben retten und hohe Folgekosten für unser Gesundheitssystem vermeiden. Dafür braucht Labormedizin verlässliche Rahmenbedingungen“, mahnt Müller.
Versorgung sichern statt kaputtsparen
Die Labordiagnostik trägt mit unter drei Prozent an den GKV-Ausgaben wesentlich zur Kostenkontrolle bei – und ist dabei systemrelevant. Doch durch Reformen wie die EBM-Laborreform oder den GOÄ-Entwurf drohen Einschnitte, die gerade in der Fläche Konsequenzen hätten. „Wenn medizinisch notwendige Tests aus wirtschaftlichen Gründen unterbleiben, gefährdet das die Patientensicherheit und schwächt die Versorgung“, warnt Müller. Dies gelte insbesondere vor dem Hintergrund von Ambulantisierungstendenzen und Strukturveränderungen im Primärarztsystem.
Gerade in einer stärker ambulant ausgerichteten Versorgung ist eine flächendeckende, qualitätsgesicherte und patientenorientierte Koordination diagnostischer Leistungen entscheidend. Medizinische Labore übernehmen dabei eine zentrale Rolle. Sie stellen sicher, dass notwendige Diagnostik zeitnah, indikationsgerecht und unabhängig von einzelnen Versorgungssektoren erfolgt. „Labordiagnostik ist kein nachgelagerter Service, sondern ein strategischer Bestandteil einer koordinierten, präventionsorientierten Patientenversorgung“, betont Müller.
Bewährte Vorsorge durch Labordiagnostik
Hepatitis B und C verlaufen häufig ohne erkennbare Symptome, können jedoch unbehandelt zu schweren Leberschäden führen. In diesem Zusammenhang leisten die medizinischen Labore einen unverzichtbaren Beitrag zur Patientenversorgung: Durch präzise und frühzeitige Diagnostik sorgen sie für die frühzeitige Erkennung dieser Infektionen, noch bevor Symptome auftreten. Seit 2021 ist das Hepatitis-Screening Teil des Gesundheits-Check-ups und im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) fest verankert. Dieser Erfolg in der Prävention ist das Ergebnis einer sorgfältigen, evidenzbasierten Bewertung des Nutzens durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Dank der hochqualitativen labordiagnostischen Tests konnten seitdem Tausende bislang unentdeckte Hepatitis-Fälle frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Die Labordiagnostik trägt entscheidend dazu bei, die richtigen Therapien rechtzeitig einzuleiten, was die Heilungschancen deutlich erhöht. Sie schützt nicht nur die betroffenen Patientinnen und Patienten vor schweren Leberschäden, sondern verhindert auch die Weiterverbreitung der Infektion, indem sie frühzeitig Infektionsquellen identifiziert. Zudem reduziert die frühzeitige Diagnostik langfristig die Kosten im Gesundheitswesen, da spätere, aufwändigere Behandlungen vermieden werden können. Müller betont: „Diese gezielte Vorsorge funktioniert – aber sie funktioniert nur mit qualitätsgesicherter, fachärztlicher Labordiagnostik. Die Labore sind das Rückgrat einer effektiven Patientenversorgung, indem sie eine zuverlässige Grundlage für Diagnose, Behandlung und Prävention schaffen. Ihre Arbeit ist essenziell, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen und die Versorgung auf hohem Niveau sicherzustellen.“
Industrielle Gesundheitswirtschaft braucht starke ärztliche Labormedizin
„Vertreter der SPD-Regierungsfraktion betonten kürzlich das Ziel, die industrielle Gesundheitswirtschaft zu stärken – so wie es auch im Koalitionsvertrag festgehalten ist. Doch ohne eine leistungsfähige, medizinisch verankerte Labordiagnostik in der Hand der Ärzteschaft bleibt dieses Vorhaben eher ein Lippenbekenntnis“, so Müller. Labore seien nicht Diagnostikdienstleister, sondern das fachärztliche Rückgrat einer resilienten, patientennahen Gesundheitsversorgung. „Wir brauchen keine Sparrunden, sondern eine strategische Stärkung – im Interesse der Patientinnen und Patienten, aber auch des Standorts Deutschland.“
Weitere Informationen zum Thema
ALM-Magazin „Labor erleben“ | Ausgabe 03
„Hepatitis A, B, C, D, E – Kein Alphabet, sondern eine schwerwiegende Erkrankung. Labormedizin hilft, Hepatitis früh zu erkennen.“