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Genetische Ursachen für Prostatakrebs bei jüngeren Männern entdeckt

Pressemitteilung

Heidelberg – Prostatakrebs ist eine Erkrankung des höheren Lebensalters, doch etwa zwei Prozent aller Fälle treten bei Männern unter fünfzig Jahren auf. Ein deutsches Forschungskonsortium entdeckte nun, dass die Erkrankungen in frühen und die in späteren Lebensjahren unterschiedliche molekulare Ursachen haben. Bei den jüngeren Männern scheint Testosteron bestimmte genetische Veränderungen zu fördern. Die Entdeckung kann dazu beitragen, die Früherkennung und die Behandlung von Prostatakrebs bei jüngeren Männern zu verbessern.

Etwa zwei Prozent der Betroffenen sind bei der Diagnose von Prostatakrebs noch keine 50 Jahre alt. Diese Fälle gelten als Schlüssel zum Verständnis der Biologie der Erkrankung. Ein Team von Wissenschaftlern unter anderem aus dem European Molecular Biology Laboratory (EMBL), dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) war daher auf der Suche nach spezifischen Erbgutveränderungen, die den frühen Prostatakrebs charakterisieren. Dazu verglichen die Forscher das Tumorerbgut von elf frühen Fällen und sieben Erkrankungen im höheren Lebensalter. Die Ergebnisse veröffentlichten sie jetzt in der Zeitschrift “Cancer Cell”.

Als offensichtlichster Unterschied zwischen den beiden Formen der Erkrankung fiel zunächst auf, dass sich bei den früh aufgetretenen Tumoren deutlich weniger Erbgutveränderungen finden als bei den im höheren Alter diagnostizierten Fällen. Diese wenigen Erbgutveränderungen der frühen Tumoren haben jedoch fatale Folgen: Sie bewirken den Austausch langer DNA-Abschnitte zwischen verschiedenen Chromosomen. Dadurch geraten bestimmte Gene in neue Nachbarschaft. Vor allem Gene, die unter dem Einfluss männlicher Geschlechtshormone wie dem Testosteron stehen, sind vom Erbgut-Umbau betroffen. Durch das Rearrangement des genetischen Materials fusionieren sie teilweise mit Krebsgenen, die dann ihrerseits durch Testosteron aktivierbar sind.

“Die Erbgutveränderungen bei frühem Prostatakrebs unterscheiden sich deutlich von denen in Tumoren, die erst im höheren Alter auftreten. Bei den jüngeren Patienten scheinen männliche Geschlechtshormone die Krebsentstehung oder das Krebswachstum zu fördern. Bei den älteren dagegen finden wir keine Mutationen, die auf einen solchen hormonellen Zusammenhang schließen lassen”, sagt Dr. Jan Korbel aus dem EMBL.

Um die Hypothese zu unterfüttern, dass männliche Geschlechtshormone bei der Entstehung von frühem Prostatakrebs eine Rolle spielen, untersuchten die Forscher 10.000 Prostatakrebs-Biopsien auf ihren Gehalt an Rezeptoren für männliche Geschlechtshormone. “Bei Männern ab 50 geht die Menge dieser Rezeptoren zurück. Also können Testosteron und verwandte Hormone mit zunehmendem Alter bei der Krebsentstehung immer weniger eine Rolle spielen”, sagt Prof. Holger Sültmann aus dem DKFZ und fügt hinzu, “Wir haben hier erstmalig bei einer häufigen Krebserkrankung einen altersabhängigen Entstehungsmechanismus entdeckt.”

Die Ergebnisse haben weitreichende medizinische Bedeutung: So könnte als Maßnahme zur Krebsfrüherkennung im Blut von Männern nach Zellen mit den charakteristischen Rearrangements im Erbgut gefahndet werden. Auch eine präzisere Krebsdiagnostik bei jüngeren Männern ist anhand der Erbgutveränderung denkbar.

Die Untersuchung ist Teil des Internationalen Krebsgenom-Konsortiums. Am Projekt “Früher Prostatakrebs” beteiligt sind die Martini-Klinik und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, das EMBL, das DKFZ, das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg sowie das Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin. Die Koordinatoren sind Prof. Holger Sültmann im Deutschen Krebsforschungszentrum und Prof. Guido Sauter vom Universitätsklinikum Eppendorf. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 7,5 Millionen Euro gefördert.

Joachim Weischenfeldt et al: Integrative genomic analyses reveal androgen-driven somatic alteration landscape in early-onset prostate cancer.
CANCER CELL 2013, DOI: 10.1016/j.ccr.2013.01.002

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

Diese Pressemitteilung ist abrufbar unter www.dkfz.de/pressemitteilungen