Mehr Reichweite im Gesundheitsmarkt

Schließen

Registrierung

Melden Sie sich noch heute an, um gezielt und effektiv Ihre Nachrichten in der Gesundheitsbranche verbreiten zu können.

Kontoinformationen

Ansprechpartner:in

Adresse

Kontakt

Es wurde eine E-Mail zur Bestätigung an Sie gesendet. Nach der Bestätigung sind Sie erfolgreich registriert.


Hannoveraner Mediziner Axel Haverich im Finale um Auszeichnung des Bundespräsidenten

Mitwachsende Herzklappen: Leibniz-Preisträger für Zukunftspreis nominiert

Bonn – Wenn am 3. Dezember Bundespräsident Horst Köhler in Berlin den „Deutschen Zukunftspreis 2008“ verleiht, stehen einmal mehr DFG-geförderte Forscher und Forschungen im Blickpunkt. Der Herzchirurg und Leibniz-Preisträger Professor Axel Haverich von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und seine beiden Mitarbeiter Dr. Serghei Cebotari und Dr. Michael Harder sind eines von vier Teams, die im Finale um die mit 250 000 Euro dotierte Auszeichnung des Bundespräsidenten für Technik und Innovation stehen. Dies ist das Ergebnis der Vorauswahl, die am Dienstag vom Chef des Bundespräsidialamtes, Staatssekretär Dr. Gert Haller, in Berlin bekannt gegeben wurde. Nominiert wurden die drei Wissenschaftler für die Entwicklung und erfolgreiche Transplantation sogenannter mitwachsender Herzklappen für Kinder – eine medizinische und medizintechnische Innovation, die aus den Mitteln des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises der DFG finanziert wurde.

Die von Haverich und seinem Team entwickelten „dezellularisierten und re-besiedelten Pulmonalklappen“ bringen für Patienten im Kindesalter eine deutliche Verbesserung der Lebenschancen und Lebensqualität mit sich. Jährlich werden in Europa derzeit circa 1200 Herzklappen bei Kindern transplantiert. Die dabei vornehmlich eingesetzten mechanischen Herzklappen haben den Nachteil, dass sie eine lebenslange Blutverdünnung erfordern und anfällig für Infektionen sind. Alternativ verwendete biologische Herzklappen von Schweinen oder Rindern wiederum sind nur begrenzte Zeit haltbar. Kinder mit Herzklappendefekten müssen so in aller Regel mehrfach operiert werden – mit allen physischen und psychischen Belastungen und Risiken.

Haverich und seine Mitarbeiter setzen dagegen Herzklappen ein, die aus körpereigenen Zellen der jungen Patienten „gezüchtet“ werden. Dazu wird zunächst eine menschliche oder tierische Spenderklappe mittels des sogenannten Tissue Engineering von allen Zellen befreit, sodass nur ihr äußeres Gerüst erhalten bleibt. Diese Klappenmatrix wird dann mit Zellen besiedelt, die aus dem Blut des Empfängers gewonnen und vermehrt wurden. Innerhalb weniger Wochen entsteht so im Bioreaktor eine quasi natürliche Herzklappe, die keinerlei Abstoßungsreaktionen oder sonstigen Ausfälle aufweist und stattdessen nach der Implantation mitwächst.

Der Grundstein für diese medizinische und medizintechnische Innovation wurde 1995 gelegt. In diesem Jahr erhielt der damals 42-jährige Haverich für seine grundlegenden wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der Transplantationsmedizin den Leibniz-Preis der DFG, den renommiertesten Forschungspreis in Deutschland. Aus dem Preisgeld von damals drei Millionen Mark gründete Haverich ein Jahr später an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) die Leibniz-Forschungslaboratorien für Biotechnologie und künstliche Organe (LEBAO). Erstes großes Projekt der neuen Einrichtung: die Entwicklung „gezüchteter“ Herzklappen. Nach sechsjährigen Entwicklungsarbeiten und Experimenten an Klein- und Großtieren konnte Haverich im Mai 2002 zwei Kindern im Alter von neun und zehn Jahren die ersten dezellularisierten und re-besiedelten Herzklappen einsetzen. Inzwischen wurden 16 Kinder erfolgreich operiert. Die ersten beiden Patienten leben mittlerweile mehr als sechs Jahre mit ihren neuen Herzklappen – beschwerdefrei und in ihrer körperlichen Entwicklung mit gesunden Kindern vergleichbar.

Die wissenschaftlichen Grundlagen ihrer Entwicklung haben Haverich und seine Mitarbeiter in zahlreichen Veröffentlichungen ausführlich dokumentiert. Eine Reihe von Patenten und die Gründung zweier Firmen belegen zudem das hohe Marktpotenzial ihrer Innovation. Dieses dürfte noch erheblich wachsen, wenn sich gezüchtete Herzklappen nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen einsetzen lassen, was erklärtes Ziel von Haverich ist. Weiteren Auftrieb erhalten seine Arbeiten inzwischen durch das im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder geförderte Exzellenzcluster „Von regenerativer Biologie zur rekonstruktiven Therapie“ (Rebirth) an der MHH, an dem Haverich als Koordinator neue Verfahren zur Gewebezüchtung entwickelt. All dies überzeugte nun auch die mit renommierten Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft besetzte Jury in der Vorauswahl um den Zukunftspreis des Bundespräsidenten.

Der Deutsche Zukunftspreis wird seit 1997 jährlich verliehen und gilt als die bedeutendste Innovationsauszeichnung in Deutschland. Mit ihm würdigt der Bundespräsident Wissenschaftler und Entwickler, die ausgehend von exzellenter Forschung überzeugende Projekte und Produkte auf den Weg in den Markt bringen. Dies tut Axel Haverich aus Sicht der DFG in hervorragender Weise: „Professor Haverich ist ein weltweit anerkannter Chirurg und Wissenschaftler mit herausragenden Publikationen und Patenten, der an seiner Klinik ein ausgesprochen technik- und innovationsfreundliches Klima fördert“, unterstreicht DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner.

Haverich stehe für die Verbindung von Forschung und klinischer Praxis auf höchstem Niveau und engagiere sich überdies auf vielfältige Weise in der wissenschaftlichen Selbstverwaltung, allen voran im DFG-Senat, dem er von 2001 bis 2007 angehörte, und in der Senatskommission für Klinische Forschung.

Neben der Auszeichnung für Haverich selbst sei die Nominierung für den Zukunftspreis aber auch eine Würdigung des Leibniz-Preises, betonte der DFG-Präsident. Der seit 1986 verliehene Preis – von dessen Trägern inzwischen sechs später auch den Nobelpreis erhielten – bringe seinen Trägern nicht nur weltweites Renommee und ein hohes Preisgeld ein, sondern auch die Freiheit, dieses Geld völlig unabhängig und unbürokratisch für Forschungsprojekte ihrer Wahl einzusetzen. „Die mitwachsenden Herzklappen sind ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie zukunftsträchtig sich diese Freiheit nutzen lässt“, so Kleiner. Mit seiner wegweisenden Entwicklung habe Haverich sicherlich auch in der Endausscheidung Anfang Dezember gute Chancen: „Der Zukunftspreis wäre eine verdiente Würdigung seiner hervorragenden Arbeit.“

Weitere Informationen

Die Verleihung des Zukunftspreises wird am 3. Dezember im ZDF um 22.15 Uhr ausgestrahlt.

Informationen zum Forscherteam um Professor Axel Haverich und zu den drei anderen Kandidaten in der Endausscheidung finden sich unter: www.deutscher-zukunftspreis.de

Ausführliche Informationen zu den mitwachsenden Herzklappen unter: http://www.mh-hannover.de

Ansprechpartnerin in der DFG-Geschäftsstelle zur Transplantationsmedizin und Klinischen Forschung ist Dr. Petra Hintze, Gruppe Lebenswissenschaften 1, Tel. +49 228 885-2552, Petra.Hintze@dfg.de.