Bei seiner Mitgliederversammlung am Dienstag vergangener Woche in Berlin hat der ALM e.V. zentrale Weichen für die Zukunft der labormedizinischen Versorgung in Deutschland gestellt. Im Fokus standen die geplante neue Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ), die Auswirkungen der aktuellen Laborreform sowie die Nachwahl von drei Vorstandsmitgliedern.
In den Beratungen wurde die Kritik des ALM e.V. am vorliegenden Entwurf der neuen GOÄ deutlich, die Ende Mai auf dem Deutschen Ärztetag in Leipzig beschlossen werden soll. In einer gemeinsamen Stellungnahme mit zahlreichen medizinischen Berufsverbänden und Fachgesellschaften hatte der Verband bereits im Vorfeld zentrale Schwächen des Entwurfs offengelegt. Die Kombination aus der laufenden Laborreform und der geplanten GOÄ-Novelle droht, die Patientenversorgung in Deutschland dauerhaft zu schwächen – sowohl fachlich als auch strukturell. Eine GOÄ-Reform, die ärztliche Leistungen abwertet, Innovationen ausblendet und ärztliche Tätigkeit ungleich vergütet, gefährdet im Zusammenspiel mit der Laborreform die verlässliche medizinische Versorgung, insbesondere im Bereich der Labormedizin.
Vorstand vollständig – drei neue Mitglieder gewählt
Ein weiterer zentraler Punkt der Versammlung war die Nachwahl von drei Vorstandsmitgliedern. Mit den Neuzugängen ist der Vorstand nun wieder komplett und wird durch erfahrene Persönlichkeiten mit fachlicher Tiefe und Führungsstärke verstärkt:
PD Dr. med. Marc-Alexander Burmeister, seit April neuer CEO der amedes-Gruppe, bringt umfassende Erfahrung in klinischer Medizin und Unternehmensführung mit. Er wird seine Expertise in Strategie, Forschung und Transformation in die Vorstandsarbeit einbringen. Burmeister betont: „Gerade in Zeiten tiefgreifender Veränderungen wie der aktuellen Laborreform ist es entscheidend, die Versorgungssicherheit und Qualität der Labormedizin in Deutschland nicht aus dem Blick zu verlieren. Als neues Vorstandsmitglied des ALM ist es mir ein Anliegen, konstruktiv an Lösungen mitzuarbeiten, die medizinische Exzellenz und wirtschaftliche Tragfähigkeit in Einklang bringen.“
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Durner, Chief Medical Officer im Labor Becker in München, ist Facharzt für Laboratoriumsmedizin und Ernährungsmediziner nach DAEM/DGEM. Im Vorstand des ALM e.V. will er künftig insbesondere die Themen Qualitätssicherung, Patientensicherheit sowie Wissenschaft und Innovation vorantreiben. Bereits im Vorfeld engagierte sich Durner als einer der Sprecher der AG Qualitätsmanagement aktiv in die Verbandsarbeit. „Die Anforderungen bei der Akkreditierung durch die DAkkS steigen stetig und werden in der Praxis zunehmend komplex. Gleichzeitig bleibt das Problem rund um die Tabelle B1-1 der Rili-BÄK – etwa beim Kalium aus Plasma – weiter ungelöst. Hier braucht es dringend eine klare und praxisnahe Entscheidung seitens der Bundesärztekammer“, so Durner. „Ich möchte am System arbeiten, nicht im System – das ist für mich der zentrale Antrieb.“
Andreas Kowalski, seit September 2024 Vorsitzender der Geschäftsführung der SYNLAB Holding Deutschland GmbH, bringt fast 25 Jahre Führungserfahrung aus internationalen Konzernen wie Lufthansa, Sodexo und der LSG Group mit. Seine Schwerpunkte lagen stets auf Kundenorientierung, Digitalisierung und effizienten Prozessen. Ein besonderes Anliegen ist ihm die partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe – intern wie extern. Im ALM e.V. möchte sich Kowalski künftig dafür einsetzen, die Labordiagnostik in Deutschland nachhaltig zu stärken. „Labore leisten einen entscheidenden Beitrag zur medizinischen Versorgung – heute und in Zukunft. Es geht darum, Innovationen sinnvoll zu gestalten, Versorgung flächendeckend sicherzustellen und echte Mehrwerte für Patientinnen und Patienten sowie das gesamte Gesundheitssystem zu schaffen. Der medizinische Fortschritt, sei es in Bereichen wie Genetik, Onkologie bzw. der personalisierten Medizin, birgt große Chancen. Hierbei können die Labore Innovationen so mitgestalten, dass sie wirtschaftlich leist- und erbringbar sowie für Patienten und das Gesundheitssystem bezahlbar sind, damit sie allen Menschen zugute kommen können“, so Kowalski.
Berichte aus den Arbeitsgruppen: Engagement und Expertise
Auch die Arbeitsgruppen des ALM e.V. gaben auf der Mitgliederversammlung einen umfassenden Einblick in ihre aktuelle Arbeit sowie in künftige Schwerpunkte. Die AG MTL befasst sich intensiv mit den Herausforderungen, die sich aus dem seit 2023 novellierten MT-Berufe-Gesetz ergeben. Auf Grundlage praktischer Erfahrungen wird derzeit ein Positionspapier mit konkreten Anpassungsvorschlägen erarbeitet. Die AG IT berichtete über Entwicklungen im Zusammenhang mit der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) sowie dem MIO Laborbefund und über zentrale Fragen zur Absicherung kritischer Infrastrukturen. Ein starkes Signal für die Zukunftsfähigkeit der Labormedizin setzte die AG Junge Ärzt:innen im Labor, die ihre Perspektiven und Anliegen einbrachte. In der AG Qualitätsmanagement stehen aktuell die wachsenden Anforderungen der DAkkS bei der Akkreditierung im Mittelpunkt, die in der Praxis zunehmend komplex werden. Zudem bleibt die AG auch weiter aktiv in Bezug auf die Tabelle B1-1 der Rili-BÄK (Parameter Kalium aus Plasma), denn dies ist ein dringliches Thema für die Patientenversorgung in der Fläche.
Bildhinweis:
Aktuelle Porträts der Vorstandsmitglieder finden Sie unter www.alm-ev.de/alm/vorstand
– – –
Terminhinweis:
Im Rahmen einer hybriden Pressekonferenz am 15. Mai 2025 um 11:00 Uhr in Berlin bezieht der ALM e.V. Stellung zu berufspolitischen Themen, insbesondere zu den Ergebnissen der aktuellen Auswertungen zur Laborreform.
Ort: Haus der Bundespressekonferenz, Schiffbauerdamm 40, 10117 Berlin und online
Jetzt anmelden unter www.alm-ev.de/politik-presse/pressekonferenz-150525
– – –
Über den ALM e.V.
ALM e.V. ist der Berufsverband der Akkreditierten Medizinischen Labore (ALM) in Deutschland. Der Verband vertritt derzeit über 200 medizinische Labore mit mehr als 1.000 Fachärzt:innen, rund 500 Naturwissenschaftler:innen und über 30.000 qualifizierten Mitarbeiter:innen. Der Zweck des Vereins ist die Förderung und Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen labormedizinischen Patientenversorgung in Deutschland. Die Mitglieder des Verbandes sichern eine flächendeckende Patientenversorgung, auch in strukturschwachen Gebieten. Die Mitgliedslabore sind nach der höchsten Qualitätsnorm für medizinische Laboratorien (DIN ISO EN 15189) akkreditiert und erfüllen uneingeschränkt die Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung labormedizinischer Untersuchungen (RiliBÄK).