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Tierische Verhaltenstherapie
Psychologisches Sandkastenspiel: Hunde als Co-Therapeuten können Diagnose und Therapie psychosozialer Störungen erleichtern. Foto: Torsten Leukert

Tierische Verhaltenstherapie

Psychologie

Borsdorf – Aggression, Anspannung, Abwendung – Patienten mit psychosozialen Schwierigkeiten stoßen bei ihren Mitmenschen immer wieder auf Unverständnis und Ablehnung. Gefangen in einem Teufelskreis aus Fehlverhalten und Intoleranz fällt es den Betroffenen schwer, sich im Konsensdschungel des gesellschaftlichen Miteinanders zurechtzufinden. Psychologen und Verhaltenstherapeuten stehen vor der Herausforderung, eine Barriere aus Wut und Verschlossenheit zu überwinden, um mit ihrem Patienten am ursächlichen Problem arbeiten zu können. Hunde als Co-Therapeuten können in einer Verhaltenstherapie Herz und Psyche der Patienten im sprichwörtlichen Sturm erobern, sie können helfen, neue Verhaltensstrategien zu entwickeln.

“Die Interaktion zwischen Mensch und Tier bietet zahlreiche diagnostische und therapeutische Chancen”, erklärt Dan Ostberg, Hundeführer der Firma Joker-Hund aus Borsdorf bei Leipzig, deren elf reinrassige Magyar Vizsla in den vergangenen zehn Jahren mit rund 800 Klienten mehr als 3.000 Therapiestunden absolviert haben.”Hunde sind unvoreingenommen und authentisch. Ist in der Therapiestunde der Knoten geplatzt, sprechen Patient und Hund eine unverfälschte Sprache, die für den Therapeuten sehr aufschlussreich ist.”

Zumeist werden die Therapiestunden auf Video aufgezeichnet und nach der Sitzung ausgewertet. Das Beobachten des Zusammenspiels von Patient und Hund kann dem Psychologen die Diagnosestellung und das Veranschaulichen behindernder Kommunikationsweisen deutlich erleichtern. Leipziger Wissenschaftler haben bei ihrer Arbeit mit Joker-Hund ein ganzes Spektrum typischer Verhaltens- und Interaktionsmuster dokumentiert, das zur Diagnosestellung herangezogen werden kann. Ob ADHS, Bulimie, Neurosen, Bettnässen, Angst, Aggression oder Asthma – bei zahlreichen Verhaltensstörungen und psychosomatischen Erkrankungen können den Leipziger Therapeuten zufolge Therapiehunde zum Einsatz kommen.

Die Faszination für das Tier und das Gefühl, während der Therapie in einem Klima der Sicherheit von der problembeladenen Außenwelt abgeschirmt zu sein, sind die Grundlagen für das therapeutische Miteinander. Gerade bei traumatisierten Kindern, ängstlichen oder misstrauischen Menschen, so genannt “austherapierten Patienten” oder Klienten mit Kommunikationsbehinderungen ist der nonverbale Zugang über das Tier für den Therapeuten oft eine der wenigen Möglichkeiten, den Patienten zu erreichen.

In den meisten Fällen mündet die Diagnose in eine anschließende Therapie. Im Umgang mit den intelligenten Tieren erleben die Patienten, wie positiv sie ohne die angelernten Tarnmasken und Vermeidungsroutinen auf andere wirken. Die Hunde gestalten das psychologische Sandkastenspiel authentisch. Sie geben dem Patienten die Möglichkeit, andere Verhaltensstrategien selbst zu entwickeln und diese explorativ auszutesten. “Gerade dieses Austesten neu erlernter Strategien macht die Hundetherapie zu einer zusätzlichen Methode, klassische Verhaltenstherapie effektiver und in der Wirkung langfristiger zu gestalten.” so Ostberg.

Trotz der gesammelten wissenschaftlichen Belege – acht Doktor- und Diplomarbeiten sind bereits über die Arbeit der Joker-Hunde entstanden – erkennen die Krankenkassen die hundegestützte Therapie als kostensparendes Moment in der Therapie nicht an. Stiftungen, Sponsoren oder das Jugendamt müssen immer wieder einspringen. Die Hundeführer und die am Projekt beteiligten Therapeuten und Wissenschaftler indes wissen um die therapeutischen Chancen. “Der Hund allein macht die Patienten nicht gesund”, erklärt Ostberg “Aber es macht sie schneller therapierbar.”