Berlin – Anlässlich des 12. Europäischen Antibiotika-Tages am 18.11.2019 stellen der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) allen interessierten Ärzten und Patienten umfangreiche Informationsmaterialien zum rationalen Einsatz von Antibiotika bei grippalen Infekten und Erkältungen auf ihren Internetseiten zum Download zur Verfügung. Dabei handelt es sich um Patientenflyer, Infozept und konkrete Verordnungsempfehlungen für Ärzte, die im Rahmen des Innovationsprojektes „RESISTenzvermeidung durch adäquaten Antibiotikaeinsatz bei akuten Atemwegsinfektionen“ (RESIST) entstanden sind.
Die Materialien wurden zwei Jahre lang in knapp 2.500 niedergelassenen Arztpraxen in den KV-Regionen Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein, Saarland und Westfalen-Lippe erprobt. Sie können auf www.vdek.com/resist und www.kbv.de/resist abgerufen werden. Des Weiteren werden in Kürze die drei CME-zertifizierten Online-Module der RESIST-Fortbildung zur Arzt-Patienten-Kommunikation sowie zur rationalen Antibiotikatherapie bei Infekten der oberen und unteren Atemwege im KBV-Fortbildungsportal veröffentlicht.
Noch zu viele Antibiotikaverordnungen bei Atemwegsinfekten
Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek), erklärt: „Gerade jetzt in der Erkältungs- und Grippesaison leiden viele Menschen an akuten Atemwegserkrankungen mit Halsschmerzen, Husten oder Schnupfen. Die Einnahme eines Antibiotikums ist in den meisten Fällen unnötig. Rund 90 Prozent der Atemwegsinfekte werden durch Viren ausgelöst, aber Antibiotika wirken nur gegen Bakterien. Durch die Veröffentlichung unserer Praxismaterialien können wir hoffentlich noch mehr Ärzte und Patienten dafür gewinnen, Antibiotika bei Atemwegserkrankungen nur anzuwenden, wenn es medizinisch notwendig ist.“
Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV sagt: „Insgesamt ist die Zahl der Antibiotikaverordnungen in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Das ist erfreulich. Während 2010 noch 562 Verordnungen durch niedergelassene Ärzte pro 1.000 Versicherten ausgestellt wurden, waren es 2018 nur noch 446. Aufklärungsarbeit bleibt aber ein wichtiges Thema – gerade deshalb haben wir gemeinsam mit dem Institut für Allgemeinmedizin der Universität Rostock sowohl ein zielgerichtetes Angebot an Materialien für Patienten als auch unterstützende Online-Fortbildungen für die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen entwickelt.“
Positive Zwischenbilanz zum Innovationsprojekt RESIST
Das aus dem Innovationsfonds mit rund 14 Millionen Euro geförderte Innovationsprojekt RESIST wird wissenschaftlich durch die Uni Rostock begleitet und endet im März 2020. Ziel des Projekts ist es, unnötige Antibiotikaverordnungen bei akuten Atemwegsinfekten zu vermeiden und die Verschreibung von Breitspektrumantibiotika zu verringern. Die Zwischenbilanz zu RESIST fällt positiv aus, erste vorläufige Auswertungen zeigen, dass die Verordnungsraten bei den teilnehmenden Ärzten gesunken sind.
Hintergrund:
Der Europäische Antibiotika-Tag findet jährlich am 18. November in den EU-Mitgliedsstaaten statt. Es handelt sich dabei um eine Initiative des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) in Stockholm. Mit dem Aktionstag will die EU-Agentur auf die Gefahr durch zu häufigen und nicht indizierten Einsatz von Antibiotika aufmerksam machen.