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60 Jahre Giftinformationszentrum Mainz

Pressemitteilung

Toxikologische Expertise aus Rheinland-Pfalz

Das Giftinformationszentrum (GIZ) in Mainz feiert Geburtstag. Vor 60 Jahren etablierte sich an der damaligen Mainzer Universitätsklinik ein Schwerpunkt mit toxikologischer Expertise –  inzwischen ist das GIZ die zentrale Beratungsstelle bei Vergiftungen aller Art in drei Bundesländern. Über die Hotline 06131 19240 ist das Team aus Gift-Expert:innen 24 Stunden am Tag erreichbar, 365 Tage im Jahr. Gefeiert wird das Jubiläum mit einer Fachtagung zu aktuellen Themen der Toxikologie.

„Dass sich das Mainzer Giftinformationszentrum Mitte der 60er-Jahre gründete, parallel zur Eröffnung der Internistischen Intensivstation an der damaligen Universitätsklinik, war kein Zufall“, erklärt Dr. Andreas Stürer, heutiger Leiter des GIZ Mainz. „Mediziner:innen sahen sich mit einer steigenden Zahl zum Teil schwerer Vergiftungsfälle konfrontiert, zum Beispiel durch damals noch deutlich toxischere Pflanzenschutzmittel und Arzneimittel.“

In den 1990er-Jahren verpflichtete das Chemikaliengesetz die Bundesländer, ein Giftinformationszentrum zu benennen und zu unterhalten. Mainz wurde das zentrale GIZ in Rheinland-Pfalz und übernahm im Rahmen eines Verwaltungsabkommens im Jahr 2000 auch die Beratungstätigkeit für das Nachbarland Hessen. 2021 kam über einen Kooperationsvertrag zwischen der Universitätsmedizin Mainz und dem Saarland die Beratung für ein weiteres Bundesland hinzu.

Giftberatung für über 11 Millionen Bürger:innen

Damit bietet das GIZ Mainz heute Giftberatung für knapp 11,5 Millionen Bürger:innen. Medizinisches Fachpersonal – etwa in Krankenhäusern und bei Rettungsdiensten – macht gut 30 Prozent der Anfragen aus. Die übrigen Anrufe kommen aus der Bevölkerung. Insgesamt 53.978 Anrufe verzeichnete das GIZ im Jahr 2024. Die Zahl steigt seit Jahren an und wird bewältigt von einem interdisziplinären Team mit Expert:innen aus den Bereichen Medizin, Chemie, Biologie und Pharmazie.

Das Giftinformationszentrum kooperiert weiterhin eng mit der Medizinischen Intensivstation (MICU) des Zentrums für Kardiologie an der Universitätsmedizin Mainz, auf deren Campus das GIZ angesiedelt ist. Die Gift-Expert:innen begleiten etwa die Therapie von Patient:innen mit schweren oder komplexen Vergiftungen. Univ.-Prof. Dr. Ralf Kiesslich, Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand der UM, betont die Bedeutung des GIZ für die Universitätsmedizin: „Ein besonderer Verdienst des GIZ in Mainz ist es, dass notfallrelevante toxikologische Themen in die Lehre und Ausbildung an der UM integriert werden. Dadurch sind die Behandlungsteams von morgen für solche Fälle sensibilisiert und wissen, dass sie sich im Ernstfall an ein Giftinformationszentrum wenden können – ein Anruf, der Leben rettet.“

Arbeit des GIZ schafft wertvolle Datengrundlage für die Toxikologie

Alle Vergiftungsfälle werden seit 1995 in einer vom GIZ entwickelten Datenbank dokumentiert. Wenn möglich, werden Verläufe auf freiwilliger Basis schriftlich nachverfolgt. Mit diesem System kann das GIZ Mainz inzwischen auf über 800.000 ausführliche toxikologische Falldokumentationen zurückgreifen. Wissenschaftliche Auswertungen und Analysen dienen der Qualitätssicherung und liefern wichtige Informationen und neue Erkenntnisse zur toxikologischen Bewertung verschiedenster Giftstoffe.

Welche Themen Gift-Expert:innen in Deutschland aktuell bewegen, zeigt das Programm der Fachtagung, die das Giftinformationszentrum Mainz anlässlich seines 60-jährigen Bestehens organisiert. Die Digitalisierung der Giftinformation in Deutschland, die Zusammenarbeit mit Behörden, Chemie- und Pharmaherstellern, Fragen der Produktsicherheit und Drogentrends – wie etwa Lachgas – sind nur einige Punkte auf der Agenda. „Das Verhältnis von Künstlicher Intelligenz und menschlicher Empathie in der Giftberatung ist eine zentrale Zukunftsfrage“, betont GIZ-Leiter Andreas Stürer, der zugleich Vorsitzender der Gesellschaft für Klinische Toxikologie (GfKT) ist. „KI wird wichtige Beiträge leisten, aber nicht die hochspezialisierten Expert:innen ersetzen, die bei der Beratung in Notfallsituationen auch einen menschlichen Zugang zu verängstigten Betroffenen schaffen können.“

Giftberatung entlastet das Gesundheitssystem

Seine Finanzierung stützt das Mainzer GIZ hauptsächlich auf Mittel der Bundesländer, für die es Beratungstätigkeiten übernimmt. Erlöse kommen zudem aus den Services, die das GIZ Gesundheitseinrichtungen anbietet. Krankenhäusern werden die Beratungen in Rechnung gestellt, auch weil es sich dabei häufig um komplexere Fälle handelt. „Investitionen in Giftinformationszentren sind unter dem Strich ein Gewinn. Für jeden investierten Euro sparen wir dem Gesundheitssystem rund 13 Euro“, erläutert Toxikologe Andreas Stürer. „Etwa dadurch, dass in harmlosen Fällen Notarzteinsätze vermieden oder Notaufnahmen entlastet werden können.“ 

Ein weiterer Finanzierungsbaustein für das GIZ stammt aus Kooperationen mit Unternehmen, für die das Mainzer Zentrum die sogenannte Pharmako- oder Toxikovigilanz übernimmt. Pharmahersteller sind verpflichtet, auch nach der Zulassung unerwünschte Nebenwirkungen ihrer Arzneimittel zu erfassen, zu bewerten und zu überwachen und müssen dafür eine Notrufnummer als Kontaktmöglichkeit bieten. Ähnliches gilt für die Hersteller von Chemikalien. Kooperierende Unternehmen können für diesen Zweck auf das GIZ Mainz verweisen, wo die Daten zu Nebenwirkungen und Vergiftungserscheinungen erfasst werden und zugleich Beratung und Hilfe geleistet wird. Hierdurch generiert das GIZ gleichzeitig wertvolle human-toxikologische Daten für wissenschaftliche, epidemiologische und noxenspezifische Analysen. Solche Erkenntnisse der sogenannten Post-Marketing-Surveillance tragen zur Optimierung der Beratungsgrundlagen der Giftinformationszentren bei.

Kein nationales Vergiftungsregister ohne lokale GIZ

Auf die Gift-Expert:innen in Mainz und an den übrigen sechs Giftinformationszentren in Deutschland kommen in Zukunft weitere Aufgaben zu: Das Bundesamt für Risikobewertung baut derzeit ein bundesweites Vergiftungsregister auf – die Giftinformationszentren werden die  Daten betreuter Vergiftungsfälle an das Register melden. „Die Giftinformationszentren haben den direktesten Einblick in das tatsächliche Vergiftungsgeschehen in der Bevölkerung und sind damit die richtigen Partner für das nationale Vergiftungsregister – wenn bei der Aufbereitung und Weitergabe der Daten die Qualität stimmt. Bei der Qualitätskontrolle sind wir in Mainz aufgrund unseres langjährigen Engagements im Bereich der Pharmako- und Toxikovigilanz sehr erfahren, sodass wir diesen neuen Herausforderungen gut vorbereitet begegnen können“, blickt GIZ-Leiter Andreas Stürer in die Zukunft des Giftinformationszentrums in Mainz.

Kontakt
Giftinformationszentrum Mainz, Leitung: Dr. Andreas Stürer, Telefon: 06131 6377-202 (nicht für Notfälle), E-Mail: mail@giftinfo.uni-mainz.de, Website: www.unimedizin-mainz.de/giz

Pressekontakt
Dr. Sven Müller, Stabsstelle Unternehmenskommunikation, Universitätsmedizin Mainz, Telefon: 06131 17-7427, E-Mail: pr@unimedizin-mainz.de

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten und jährlich rund 403.000 Menschen stationär und ambulant versorgen. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.700 Studierende der Medizin und Zahnmedizin sowie rund 590 Fachkräfte in den verschiedensten Gesundheitsfachberufen, kaufmännischen und technischen Berufen werden hier ausgebildet. Mit rund 9.000 Mitarbeitenden ist die Universitätsmedizin Mainz zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de